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Eva Wutti und Andreas Vojta jubeln über Top-Ten-Plätze

Erfreuliche Resultate von österreichischen Läufern

Eva Wutti und Andreas Vojta sind beim Vienna City Marathon 2025 als Achte und Neunte jeweils in die Top-Ten gelaufen. Das hatte in den letzten Jahren bei Österreichs größtem Marathon mit den dichten internationalen Starterfeldern Seltenheitswert. Die 36-jährige Kärntnerin lief nach einer Zeit von 2:37:43 Stunden ins Ziel und schaffte bei ihrer Rückkehr auf die Marathon-Bühne nach zwei Jahren eine Verbesserung von sechs Sekunden gegenüber ihrer Leistung beim VCM 2023. Der 35-jährige Niederösterreicher schaffte im fünften Marathon seiner Karriere seine zweitbeste Zeit von 2:15:01 Stunden. Als dritter Österreicher überzeugte Johannes Pell, der sein Ziel, unter 2:20 Stunden zu bleiben, trotz der schwierigen Bedingungen mit einer Zeit von 2:19:14 Stunden und Platz zwölf sicher realisierte.

Wenn Eva Wutti (Club RunAustria) einen Marathon anvisiert, tut sie das immer verbunden mit hohen Zielen und Erwartungen. Nachdem sich ihr Training aus einer krankheitsbedingten Pause im Februar positiver entwickelte als gedacht, entschied sie sich zwei Wochen vor dem VCM, nicht den Halbmarathon, sondern doch, wie im Ursprungsplan vorgesehen, den Marathon zu bestreiten: Mit der Ambition einer Zeit unter 2:40 Stunden. Angesichts ihrer alltäglichen Herausforderungen als alleinerziehende Mutter, die als ausgebildete Juristin in der Finanzabteilung bei der Gemeinde Wolfsberg arbeitet, ein spannendes Ziel, das sie in einer Zeit von 2:37:43 Stunden bestens erfüllte. Der achte Platz ist ihr drittbestes Abschneiden beim Vienna City Marathon nach den Rängen sechs 2019 und sieben 2018, dazu gewann sie 2020 beim vom VCM-Team gemeinsam mit dem ÖLV organisierten Staatsmeisterschaftsmarathon im Wiener Prater die Goldmedaille in persönlicher Bestleistung von 2:30:43 Stunden.

Eine Leistung, die Mut macht

Damals trainierte Wutti noch als Profi, umso höher ist die heutige Leistung einzuschätzen. „Die ersten 25 Kilometer ist es echt gut gelaufen. Dadurch, dass die Sonne schien, waren auch die kalten Temperaturen nicht so tragisch. Außerdem lief ich in einer guten Gruppe. Dagegen waren die letzten zehn Kilometer richtig schlimm. Da hatte ich mit diesem kalten Wind von vorne voll zu kämpfen und Zweifel mischten sich in meine Gedanken. Umso zufriedener bin ich nun mit der Endzeit“, analysierte die Wolfsbergerin ihren vierten Vienna City Marathon. Da sie für den Salzburger Verein Club RunAustria startet, bedeutet diese Leistung einen neuen Salzburger Landesrekord – sechs Sekunden unter ihrer eigenen Landesrekordmarke vom VCM 2023.

Die Schilderungen der Kärntnerin lassen sich auch an den Zeitentabellen ablesen. Unterstützt von Tempomacher Herbert Kopp fand sie auf der ersten Marathon-Hälfte ein gutes Tempo mit Kilometersplits um die 3:40 Minuten. Bei der Halbmarathon-Zwischenzeit lag die beste Österreicherin mit einer Zeit von 1:17:33 Stunden bereits knapp hinter den Top-Ten und konnte bald zwei afrikanische Kontrahentinnen überholen. In den finalen Gegenwindpassagen pendelte sich ihr Tempo bei etwas über 3:50 Minuten pro Kilometer ein und führte sie zu einem sehr emotionalen Zieleinlauf vor Tausenden Zuschauern entlang des Rings. „Auf dieser Leistung kann ich aufbauen. Ich würde gerne im Mai noch den Salzburg Marathon laufen und dann über den Sommer einen Herbstmarathon vorbereiten. Wenn das Training gelingt, halte ich einen schnellen Herbstmarathon für realistisch“, blickte sie voraus.

Zufriedenheit bei Vojta

Während Wutti bereits zum dritten Mal als beste Österreicherin ins Ziel des Vienna City Marathon gelaufen ist, erlebte Andreas Vojta (team2012.at) dies zum zweiten Mal. Mit Platz neun schaffte er die beste heimische Platzierung beim größten Marathon Österreichs seit Günther Weidlinger vor 16 Jahren, ein Ausrufezeichen. „Ich bin mit meinem Rennen zufrieden. Auch wenn die reine Zeit nicht spektakulär aussieht: Die Rahmenbedingungen mit meiner verkürzten Vorbereitung und den Wetterbedingungen am Renntag eingerechnet habe ich ungefähr das umsetzen können, was ich mir vorgestellt habe. Ich kann viel Positives aus dem heutigen Tag mitnehmen und das tut auch meinem Selbstvertrauen gut“, kommentierte der Gerasdorfer sein Heimrennen.

„Endlich ein Marathon, der Spaß gemacht hat“

Es war Vojtas zweitbeste Zeit beim fünften Marathon seiner Karriere. „Endlich hab ich einen in der Sammlung, der mir Spaß gemacht hat“, sagte der 35-Jährige erleichtert bei der Pressekonferenz. Die konservative Herangehensweise in der taktischen Renngestaltung habe ihm gut getan. „Mir ging es darum, ein gutes Gefühl für das Rennen zu bekommen. Dieses Mal standen keine Limits oder Rekordambitionen im Raum, sondern ein auch an die Bedingungen angepasster, realistischer Rennverlauf. Und das hat schon Druck von meinen Schultern genommen“, sagte er.

Vojta begann das Rennen gemeinsam mit Lemawork Ketema (SVS Leichtathletik) in einer harmonischen Verfolgergruppe, die von Mario Bauernfeind (ÖBV Pro Team) als Tempomacher geführt wurde und in der auch die österreichischen Halbmarathonläufer Tjebbe Kaindl, Triathlon-Olympiateilnehmer von Paris, und Timon Theuer (Union St. Pölten) mitliefen. Nach ziemlich genau einem Drittel der Distanz konnte Ketema das Tempo der Vojta-Gruppe nicht mehr halten. Das Comeback des 39-Jährigen nach langer Leidenszeit mit einem schweren operativen Eingriff an der hinteren Oberschenkelmuskulatur im März 2024 endete in der Nähe des Ernst-Happel-Stadions. Kurz davor war Bauernfeind aus dem Rennen gegangen, der aufgrund einer Krankheitsphase im Winter verspätet in den Marathon-Aufbau eingestiegen ist und sich somit mitten im Training für sein Marathon-Ziel im Mai in Kopenhagen befindet. „Auch wenn sich der Marathon heuer nicht ausgegangen ist, ich wollte beim VCM auf jeden Fall irgendwie dabei sein, denn das ist der stimmungsvollste Event. Ich freue mich, Andi unterstützen zu können und für mich ist es ein guter Test“, sagte er gestern bei der Athletenbesprechung.

Pell erreicht das Maximum

Mit glücklicher Miene verließ Johannes Pell (Tri Run Kaiser) den Zielraum des Vienna City Marathon. Mit einer Zeit von 2:19:14 Stunden erreichte er sein Ziel, seine Bestleistung unter 2:20 Stunden zu verbessern, und wurde Zwölfter in der Gesamtwertung. „Ich bin megahappy und traue mich zu sagen, dass ich heute das Maximum herausgeholt habe. Die Zuschauer waren meine ,Überlebensversicherung’, denn ich bin praktisch 42 Kilometer lang alleine gelaufen. Darauf war ich aber eingestellt“, sagte der Oberösterreicher, der von Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr) trainiert wird. – Beide kommen aus Steyr und haben

Den Marathon bezeichnete Pell als Wechselbad der Gefühle: „Heute hat es keinen Sinn gemacht, auf die Uhr zu schauen. Man musste auf das Körpergefühl hören und das war bei mir überwiegend gut. Gegen den Wind war das gute Gefühl manchmal weg, dann gab es wieder Passagen mit einem grandiosen Gefühl. Ab Kilometer 33 aber hat der Wind mit mir gemacht, was er wollte. Da ging es nur noch ums Durchkommen“, gab er Einblick in seinen Wettkampf.

Pfeil stellte sich dem ORF als „Cable Guy“ zur Verfügung und berichtete mehrmals im Laufe der TV-Übertragung direkt aus dem Rennen. Das lief überraschend gut für den ehemaligen Topläufer und nun zweifachen Familienvater, der als Veterinärmediziner in Steyr arbeitet: Er war nach 2:32:50 Stunden im Ziel. „Wenn ich bei den Marathons, die ich ernst gelaufen bin, so eine Euphorie gespürt hätte wie heute, wäre es damals vielleicht besser gelaufen. Es hat richtig Spaß gemacht, ohne Druck zu laufen und ich bin viel besser durchgekommen als gedacht: ein wirklich schöner Marathon!“, fasste der 36-Jährige im ORF-Interview zusammen.

VCM News / Thomas Kofler