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75 Jahre Wiener Leichtathletik-Verband

Der Wiener Leichtathletik-Verband (WLV) feierte bei einem festlichen Abend im VIP-Club des Ernst-Happel-Stadions das 75. Jubiläum seiner Gründung. Am Freitag, 18. Oktober kamen aus diesem Anlass Wiener Leichtathletik-Olympiateilnehmer*innen von einst und jetzt, Persönlichkeiten des Sports und die Leichtathletikstars von morgen zusammen. 

Die VCM Group unterstützte den WLV mit großer Freude bei der Vorbereitung der Feier und gratuliert herzlich zum Jubiläum!
 

Ehrentafeln für Weltrekorde

Persönliche Erinnerungen und historische Videos von Highlights der Wiener Leichtathletik brachten außergewöhnliche Erfolge und emotionale Momente in die Gegenwart. Zu den Höhepunkten zählte die Präsentation von Ehrentafeln für die Weltrekorde von Herma Bauma im Speerwurf (1947 und 1948), Ilona Gusenbauer im Hochsprung (1971) und Henry Rono über 10.000 Meter (1978). Gusenbauer, die Olympia-Dritte von München 1972 und Weltsportlerin des Jahres 1971, war persönlich bei der Feier anwesend und nahm gemeinsam mit Wiens Sportstadtrat Peter Hacker die Erinnerungstafel entgegen. 

"Ein Blick in die emotionale Vergangenheit", kommentierte sie die Ehrung. Und an Roland Gusenbauer, den Initiator des Abends gewandt: "Ich bedanke mich für deine Trainerarbeit, sonst wäre es nicht zustande gekommen."
 

Inspiration von Olympiateilnehmern

Von Mittelstreckenlegende Rudolf Klaban, Olympiateilnehmer 1960, 1964 und 1968, bis zu Marathonrekordlerin Julia Mayer, die vor zwei Monaten in Paris 2024 ihre Olympiapremiere gefeiert hat, waren neben Ilona Gusenbauer zahlreiche Wiener Leichtathletik-Olympiateilnehmer*innen zur Feier gekommen.

„Das 75-Jahr-Jubiläum ist der richtige Anlass, um die Bedeutung der Leichtathletik in Wien aufzuzeigen und in die Zukunft zu starten. Wir machen das Fest für die Jugend. Die jungen Athletinnen und Athleten sollen die Persönlichkeiten, die den Sport geprägt haben, kennen lernen und Inspiration davon mitnehmen. Es ist wichtig, die Geschichte der Leichtathletik zu dokumentieren und die Bedingungen zu erfahren, unter denen sie betrieben worden ist“, sagt Roland Gusenbauer, Präsident des Wiener Leichtathletik-Verbandes. 

Als herausragender Trainer, langjähriger Generalsekretär des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes und führender Kopf von internationalen Events wie Leichtathletik-Halleneuropameisterschaften in Wien war der Abend für ihn auch ein persönlicher Meilenstein eines "Lebens für die Leichtathletik". ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer überreichte ihm eine Auszeichnung mit dieser Gravur.

Peter Hacker, Wiens Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport, gratulierte dem WLV zum Jubiläum und sagte bei der Veranstaltung: "Die Geschichte von 75 Jahren Leichtathletik ist auch die Geschichte der Stadt Wien. Es ist großartig, welches Engagement es für den Sport gibt. Mit der neuen Sportarena Wien schaffen eine hervorragende Möglichkeit zum Training. Ich danke allen, die an der Geschichte der Leichtathletik in Wien mitgeschrieben haben und freue mich auf eine gute Zukunft."

Auch viele junge Sportler*innen aus Wiener Leichtathletik-Vereinen feierten an diesem Abend mit. Die WLV-Vizepräsidenten Florian Domenig und Elisabeth Schwendt stellten einige der aussichtsreichsten Nachwuchsathlet*innen vor - Timo Hinterndorfer, Elena Koller, Angel Osario, Nzube Ikebue, Ezel Yazici und Nicolas Schwendt waren persönlich anwesend. Will Dibo hatte vom Studium in den USA eine Videobotschaft geschickt.
 

Event-Highlights und Pionierleistungen

Historiker Roland Maruna ließ die Entwicklung und Geschichte der Leichtathletik Revue passieren - von den Anfängen über die Kultur der "Lauffer" in Wien bis zum modernen Sport. Als internationale Event-Hightlights haben die Hallen-Europameisterschaften 1970 in der Stadthalle sowie 1979 und 2002 im Dusika-Stadion die Fans und die Öffentlichkeit begeistert.

Im Laufsport war die Wiener Leichtathletik an Pionierleistungen entscheidend beteiligt – der Durchführung des Zweibrückenlaufs mit mehreren tausend Teilnehmern in den Jahren 1964-1967, bei dem Christiane Casapicola entdeckt wurde, und der Gründung des Wiener Frühlings-Marathons, der 1984 erstmals stattgefunden hat. Als Vienna City Marathon und veranstaltet von der VCM Group bewegt das Event heute jedes Jahr zehntausende Menschen.
 

Positiver Beitrag für die Gesellschaft

„Laufbegeisterte Menschen aus der Wiener Leichtathletik mit dem heutigen WLV-Präsidenten Roland Gusenbauer standen in den 1980er Jahren am Beginn der Marathongründung in Wien. Auch deshalb ist der Vienna City Marathon der Leichtathletik eng verbunden. Als Veranstalter von Laufevents ist es unser Anspruch, ganzjährig einen sportlich, wirtschaftlich und gesundheitlich positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Heimischen Nachwuchs- und Spitzenläufern kommt dabei große Bedeutung zu. Wir bieten ihnen das organisatorische und mediale Umfeld, damit sie besondere Leistungen bringen können, die wiederum viele Menschen zur Sportausübung begeistern“, sagt Kathrin Widu, Geschäftsführerin der VCM Group.

Katarzyna Greco, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Wien und Abgeordnete zum Wiener Landtag: „75 Jahre Wiener Leichtathletik Verband – ein Jubiläum, das nicht nur den sportlichen Erfolg, sondern auch die enge Verbindung von Sport und Wirtschaft in Wien widerspiegelt. Werte wie Teamgeist, Ausdauer und Zielstrebigkeit, die durch die Leichtathletik gefördert werden, sind auch für die Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Die gute Zusammenarbeit zwischen dem Wiener Leichtathletik Verband und der Wiener Wirtschaft zeigt, wie beide Bereiche voneinander profitieren können. Die Wirtschaftskammer Wien gratuliert herzlich zu diesem besonderen Jubiläum und freut sich auf weitere erfolgreiche Jahre.“

 

Unter den anwesenden Gästen bei der WLV-Jubiläumsfeier

 

WLV-Olympiateilnehmer*innen:

  • Rudolf Klaban (800m / 1500m), Rom 1960, Tokio 1964, Mexiko 1968
  • Ernst Soudek (Diskus), Tokio 1964, ehem. Professor für Anglistik und Komparatistik an der Rice University und an der University of Virginia
  • Ilona Gusenbauer (Hochsprung), Olympia-Dritte München 1972, Weltsportlerin des Jahres 1971
  • Gerlinde Holzapfel-Massing (4x400m), München 1972
  • Axel Nepraunik (100m, 4x100m), München 1972
  • Helmut Lang (4x100m), München 1972
  • Georg Regner (4x100m), München 1972
  • Günther Würfel (4x100m), München 1972
  • Johanna Kleinpeter (Weitsprung), Montreal 1976
  • Stephan Wögerbauer (50km Gehen), Barcelona 1992
  • Andreas Vojta (1500m), London 2012
  • Julia Mayer (Marathon), Paris 2024

Peter Hacker, Wiens Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport. Peter Filzmaier, Politikwissenschaftler, Laufbegeisterter, Autor. Meinhard Eckl, Direktor der Wiener Wirtschaftskammer. Wolfgang Konrad, langjähriger Veranstalter des Vienna City Marathon, Olympiateilnehmer Moskau 1980. Sonja Spendelhofer, Präsidentin des Österreichischen Leichtathletik-Verbands. Johann Gloggnitzer, Präsident des ÖLV 2000-2011. Kathrin Widu, Geschäftsführerin VCM Group. Dominik Konrad, Geschäftsführer VCM Group. Klaus Hübner, WLV-Präsident 1986-1993. Walter Ottmann, WLV-Präsident 2011-2018. Rolf Meixner, Präsident des Burgenländischen Leichtathletik-Verbands. Manuel Karas, Sports Marketing Manager adidas. Helmut Baudis, ÖLV-Generalsekretär. Hansruedi Schorno (Schweiz), Laufveranstalter und Technischer Delegierter bei Europameisterschaften. Und viele Vertreter der Wiener und österreichischen Leichtathletik-Familie.

 

Facts zu 75 Jahre Wiener Leichtathletik-Verband

 

WLV-Gründung

Der Wiener Leichtathletik-Verband wurde nach dem Zweiten Weltkrieg am 19. Jänner 1949 wieder gegründet. Erster Präsident war der ehemalige erfolgreiche Langstrecken-Läufer Rudolf Haidegger sen. (1885-1985). Davor bestand der WLV als eigenständige Organisation bereits in den Jahren 1929-1933.

 

Weltrekorde

Im Rahmen der Jubiläumsfeier wurden Ehrentafeln für diese Weltrekorde präsentiert und überreicht:

  • Herma Bauma, Speerwurf-Weltrekorde 1947 und 1948 im Praterstadion (Happel-Stadion): Österreichs einzige Olympiasiegerin in der Leichtathletik schleuderte am 29. Juni 1947 den Speer  48,21 Meter weit. Nach ihrem Olympia-Triumph in London verbesserte sie am 12. September 1948 ihren eigenen Weltrekord aus dem Vorjahr um 42 Zentimeter auf 48,63 Meter.
     
  • Ilona Gusenbauer, Hochsprung-Weltrekord 1971 im Praterstadion (Happel-Stadion):  Am 4. September 1971 erzielte Ilona Gusenbauer mit 1,92 m einen neuen Weltrekord im Hochsprung. Im Rahmen des zur EM-Qualifikation zählenden Fußball-Länderspiels Österreich gegen Schweden (1:0) war ein speziell auf Ilona Gusenbauer abgestimmter Bewerb angesetzt worden.
     
  • Henry Rono, 10.000m Weltrekord 1978 am „Cricket-Platz“ (Leichtathletik Zentrum Wien): Der Kenianer Henry Rono erzielte am 11. Juni 1978 in 27:22,47 Minuten einen Weltrekord über 10.000 Meter. "Vater" des Erfolges war der ORF-Mitarbeiter Kurt Schmid, der Rono nach Wien lotste. Rono lief binnen 81 Tagen vier Weltrekorde auf unterschiedlichen Distanzen.

Die Verlinkungen führen zu ausführlichen Stories von Leichtathletik-Journalist Olaf Brockmann. Die Tafeln sollen im Ernst-Happel-Stadion, wo die Weltrekorde von Bauma und Gusenbauer erzielt wurden, sowie am Leichtathletik-Zentrum Wien, wo der Kenianer Henry Rono in die Rekordbücher gelaufen ist, angebracht werden.

 

Wraschtil-Meile

Die Wraschtil-Meile wurde 1951 erstmals durchgeführt. Benannt ist sie nach Hermann Wraschtil, dem langjährigen Präsidenten des Österreichischen Leichtathletik-Verbands (1920-1938 und 1945-1950). Wraschtil war ein herausragender Mittelstreckenläufer, der bei den Olympischen Spielen von Paris 1900 den sechsten Platz im 1.500-m-Lauf und Rang fünf über 2.500m Hindernis holte. 

Zum 75-Jahr-Jubiläum startete der WLV eine Neuauflage am Nachmittag des 18. Oktober. Sieger der Eliterennen waren Andreas Vojta (team2012.at) in 4:23,26 und Karlotta Kühne (Triathlonclub Kagran) in 5:38,00 Minuten. Als schnellste Hobbyläufer wurden Armin Hösch und Taliyah Dike gefeiert.

 

Heinrich Thun (1938-2024)

Heinrich Thun war der weltbeste Hammerwerfer des Jahres 1963 mit der Weite von 69,77 Meter. Er wurde 1961 und 1963 zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt – eine Sensation! Unmittelbar vor und nach ihm haben meist Alpinskifahrer diese Auszeichnung erhalten. Dem am 14. August 2024 verstorbenen Heinrich Thun wurde bei der WLV-Feier eigens gedacht.

Zweibrückenlauf

Die Durchführung des Zweibrückenlaufs in Wien in den Jahren 1964-1967 war eine internationale Pionierleistung im Laufsport. 7.500 Personen nahmen bei der ersten Austragung im heute nicht mehr existierenden Überschwemmungsgebiet der Donau zwischen Nordbahnbrücke und Reichsbrücke an diesem Laufbewerb teil. Zur damaligen Zeit und in dieser Größe war dieser Lauf ein fast singuläres Ereignis und bereitete den Boden für spätere Laufsport-Großereignisse.

Initiator war der Leichtathlet und damalige Mitarbeiter im Unterrichtsministerium Hermann Andrecs, der vom "Sport für alle"-Gedanken beseelt war. Den Kern des Organisationsteams bildete eine Gruppe des Leichtathletik-Vereins WAC, u.a. mit dem späteren WLV-Präsidenten Helmut Hofmann und dem bekannten Fotografen Lothar Rübelt. Ein paar Wochen vor dem Lauf hat das Team intern Tipps für die erwartete Teilnehmerzahl abgegeben. Die meisten Zahlen waren zweistellig, Andrecs tippte auf 800 Läufer: „Das war kühn. Da haben sie mich ein bisserl ausgelacht.“

Wiener Frühlings-Marathon / Vienna City Marathon

Erste Ideen, einen Stadtmarathon in Wien abzuhalten, sind Anfang 1982 entstanden. Eine Gruppe von Laufbegeisterten, u.a. Herbert Janko, der Vater von Ex-Fußballstar Mark Janko, führte bereits Gespräche mit Politikern, Beamten und Sponsoren. Unterstützung fanden sie im Leichtathletik-Verband u.a. mit Roland Gusenbauer. Die ursprünglichen Pläne für einen City-Marathon am 26. Oktober 1983 konnten nicht realisiert werden. Stattdessen fand an diesem Termin ein Marathon auf der Donauinsel statt. Die Premiere für den „Wiener Frühlings-Marathon“ mit Start beim Rathaus und Ziel am Heldenplatz ging am 25. März 1984 über die Bühne. Die Organisationszentrale war im Wiener Kongreßzentrum Hofburg angesiedelt. Für den sportlichen Teil und die engere Wettkampfplanung waren der Österreichische und der Wiener Leichtathletik-Verband verantwortlich.

Für 1989 wurde erstmals Wolfgang Konrad mit der Organisation des Marathons betraut. Später übernahm er als selbstständiger Unternehmer die Veranstaltung und baute sie als Vienna City Marathon zu einem Event von internationaler Strahlkraft aus.

Dank des Ansehens und der Vernetzung in der Marathonszene ist es der VCM Group gelungen, 2019 als Teil eines internationalen Teams die INEOS 1:59 Challenge in Wien zu organisieren. Dabei lief Eliud Kipchoge in der Prater Hauptallee als erster Mensch die Marathondistanz unter zwei Stunden.

Wolfgang Konrad stand bis Anfang 2024 an der Spitze der VCM Group. Seither führen Dominik Konrad und Kathrin Widu als Geschäftsführer das Unternehmen.

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