News

Frankfurt Marathon feiert stimmungsvolles Comeback

Kenianischer Doppelsieg durch Brimin Misoi und Selly Kaptich. Hendrik Pfeiffer auf starkem siebentem Platz

Der Mainova Frankfurt Marathon feierte mit einem großen Lauf-Festival eindrucksvoll seine Rückkehr. „Es ist uns gelungen, ein schönes Comeback auf die Straßen Frankfurts und in die Festhalle zu bringen. Wir hatten viele Herausforderungen zu meistern und sind sehr glücklich über den heutigen Tag“, sagte Jo Schindler, Renndirektor des Mainova Frankfurt Marathon. „Beim Meldeergebnis sind wir insgesamt zurück in der alten Größe. Das ist sehr erfreulich, weil im Breitensport an vielen Stellen noch eine gewisse Zurückhaltung zu bemerken ist.“

Spätsommer-Wetter verhindert echte Spitzenzeiten

In starken Elitefeldern setzten sich die Kenianer Brimin Misoi und Selly Kaptich als Sieger durch. Während dem 33-jährigen Misoi ein Überraschungserfolg mit einer persönlichen Bestzeit von 2:06:11 Stunden gelang, jubelte mit der 37-jährigen Kaptich in 2:23:11 eine der Top-Favoritinnen. Eine hervorragende Platzierung erreichte Hendrik Pfeiffer, der als Siebenter ins Ziel lief, jedoch mit 2:11:28 die angestrebte Zeit unter 2:10 Stunden verpasste. Als beste Deutsche kam Corinna Coenning auf Rang zehn mit einer persönlichen Bestzeit von 2:40:48 ins Ziel. Bei sehr warmen Temperaturen von rund 20 Grad im Schatten im Schlussteil des Rennens und direkter Sonneneinstrahlung konnten fast alle Eliteläufer ihr Tempo nicht mehr halten und verloren deutlich Zeit. Das spätsommerlich warme Wetter motivierte sehr viele Zuschauer und Fans, an die Strecke zu kommen und den Läuferinnen und Läufer zuzujubeln.

20.551 Läuferinnen und Läufer hatten sich für das Gesamtevent inklusive aller Rahmenbewerbe gemeldet. 11.708 von ihnen waren Marathonläufer. Damit bestätigte das Rennen seine Position als zweitgrößter deutscher Marathonlauf. Aus Österreich erreichten 82 Läuferinnen und Läufer das Ziel in der Festhalle. Christoph Mühringer in 2:38:53 und Babsi Jöbstl in 3:22:02 waren die Schnellsten.

Christoph Kopp, Sportlicher Leiter des Mainova Frankfurt Marathons, war mit dem Spitzensportergebnis nur bedingt zufrieden: „Bei den Männern war zur Halbzeit eine große Gruppe in einem Tempo zusammen, das für einige zu schnell war. Die Frauen haben sich nicht an unsere Empfehlung für einen vorsichtigeren Beginn gehalten. Qualität war sicher vorhanden, aber unvernünftige Renngestaltung und die Temperaturen haben nicht mehr möglich gemacht. Ich freue mich aber sehr für Corinna Coenning als beste Deutsche und für Hendrik Pfeiffer, dass er sich durchgebissen und eine gute Leistung ins Ziel gebracht hat.“

„Die Athleten sind noch bei guten Bedingungen losgelaufen. Bis über den Halbmarathon hinaus waren sie gut unterwegs, dann wurde es mühsam in der Sonne. Mein Respekt und meine Hochachtung für alle, die ins Ziel gekommen sind. Es ist ein gutes Ergebnis, aber es war mehr Potenzial im Rennen vorhanden“, kommentierte Jo Schindler die Leistungen im Elitebereich.

Das Rennen der Männer:
Brimin Misoi führt Podium der Bestzeiten an


Die Temperaturen waren eindeutig zu hoch, um für Laufprofis und Hobbyathleten als ideal gelten zu können. Umso bemerkenswerter, dass die drei erstplatzierten Männer dennoch persönliche Bestleistungen erzielten. Lange Zeit lief eine große Spitzengruppe in der geplanten Geschwindigkeit für eine Zeit um 2:06 Stunden. Kurz nach Kilometer 25 übernahm Brimin Misoi gemeinsam mit Samwel Mailu die Initiative. Dieser Tempoverschärfung konnte niemand folgen. Plötzlich schien sogar eine Endzeit von 2:04 Stunden möglich. Die steigenden Temperaturen bremsten Misoi ab Kilometer 37 zwar ein, er lief aber ungefährdet als umjubelter Sieger in 2:06:11 Stunden in der Festhalle ein. „Ich habe erwartet, dass ich gewinnen werde. Meine Form war gut. Die Strecke ist hervorragend, ich kann hier sicher noch schneller laufen“, sagte er. Seine bisherige persönliche Bestzeit von 2:08:41, die er in diesem Jahr beim Marathon in der Höhenlage von Nairobi erzielte, konnte er um zweieinhalb Minuten verbessern.

Misois Vorsprung auf den zweitplatzierten Samwel Mailu war deutlich. Dieser jubelte nach 2:07:19 Stunden über ein glänzendes Marathondebüt. Mehr als 30 Kilometer weit hatte er für Misoi und die Spitzengruppe perfekte Arbeit als Tempomacher geleistet. Ab dann lief er auf eigene Rechnung und brachte ein tolles Ergebnis ins Ziel. Drei Halbmarathonresultate waren bisher von ihm bekannt, alle drei aus dem Jahr 2022. Dabei siegte er in Hamburg (61:52), Dodoma (Tanzania - 62:04) und in Klagenfurt (61:47). Christoph Kopp: „Das Resultat von Samwel war eine Überraschung, keine Frage. Er hatte aber schon am Vortag angefragt, ob er auch durchlaufen darf.“

Der Äthiopier Derese Ulfata komplettierte an dritter Stelle in 2:07:30 das Siegespodest mit einer Bestzeit. Er hatte zuvor 2:08:42 vom Rom Marathon 2021 stehen. Zwischenzeitlich lag Ulfata bereits vor Mailu an zweiter Stelle. Dieser holte auf den letzten Kilometern jedoch den zweiten Platz zurück.

Hendrik Pfeiffer überzeugt mit starker Platzierung

Als bester deutscher Läufer zeigte Hendrik Pfeiffer ein starkes Rennen, das er auf dem siebenten Platz beendete. „Ich bin megaglücklich und zufrieden. Es war ein tolles Erlebnis. Das rundet ein schönes Marathonjahr ab“, sagte Pfeiffer, der bei den Europameisterschaften in München im August Platz 24 belegte und dabei mit dem deutschen Team die Silbermedaille in der Europa-Cup-Wertung gewann. Das Ziel, erstmals die Marke von 2:10 Stunden zu unterbieten, gelang angesichts der Temperaturen nicht. „Auf der zweiten Hälfte habe ich Zeit verloren, aber ich habe nicht resigniert, weil ich immer wieder Läufer überholt habe. Das hat mich motiviert. Es wurde von Kilometer zu Kilometer wärmer. Da kann man nichts dagegen tun. Die letzten 10 Kilometer haben sehr weh getan. Über den siebenten Platz in diesem starken Feld freue ich mich sehr. Die Ankündigung von 2:09 war realistisch, die Form war da. Obwohl ich die angepeilte Zeit verpasst habe, ist 2:11 immer noch gut und meine drittbeste Marke.“

Filimon Abraham war zunächst gemeinsam mit Hendrik Pfeiffer auf Kurs zu einer Zeit unter 2:10 Stunden. Er verlor jedoch in der zweiten Rennhälfte den Anschluss an Pfeiffer und musste nach der 30-km-Marke aufgeben.

Das Rennen der Frauen:
Heißes Tempo mit Sieg einer Favoritin


Die Frauen liefen lange Zeit ein sehr hohes Tempo, so dass sich die Zwischenzeiten zeitweise im Bereich des Streckenrekordes und sogar auch deutlich darunter bewegten. Die Kenianerin Valary Aiyabei hatte die Kursbestzeit von 2:19:10 vor drei Jahren aufgestellt und damit die nach wie vor einzige Zeit unter 2:20 Stunden in Frankfurt erreicht. Selly Kaptich, die mit einer Bestzeit von 2:21:06 die Läuferin mit der schnellsten Bestzeit im Feld war, lief von Beginn an unmittelbar hinter den drei Tempomachern und erreichte die Halbmarathonmarke nach 69:40 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt hielten noch die Äthiopierinnen Atalel Anmut Dargie und Yoshi Chekole mit. Etwas weiter hinten erreichte eine sechsköpfige Gruppe von Verfolgerinnen mit der Marathon-WM-Zweiten von 2015, Helah Kiprop (Kenia), diese Marke in viel versprechenden 70:34.

Doch schon wenige Kilometer später änderte sich das Bild an der Spitze und es gab eine Vorentscheidung. Zunächst konnte Dargie nicht mehr Schritt halten. Als dann Kaptich das Tempo ab der 25-km-Marke (1:22:27 Stunden) erhöhte, war auch Chekole geschlagen. Den folgenden 5-km-Abschnitt lief Selly Kaptich in superschnellen 16:18 Minuten - ein Tempo das gut wäre für eine Zeit von unter 2:18 Stunden. Ihre 30-km-Zwischenzeit von 1:38:45 deutete dann bereits auf eine Zielzeit von knapp unter 2:19 hin. Doch kurz darauf sah es so aus, als hätte man bei Selly Kaptich den Stecker gezogen. Sie konnte ihr Tempo nicht mehr halten und wurde immer langsamer. Da sie jedoch einen großen Vorsprung hatte und auch ihre Verfolgerinnen bei den nun hohen Temperaturen Schwierigkeiten bekamen, rettete sie trotz Kilometerzeiten am Ende nahe von 4:00 Minuten noch den Vorsprung ins Ziel. Hinter ihr hatte sich auf den letzten Kilometern Helah Kiprop noch auf Rang zwei geschoben. Die Kenianerin lief am Ende nach 2:24:40 vor ihrer drittplatzierten Landsfrau Jackline Chepngeno (2:25:14) ins Ziel. Als Vierte folgte die für Italien startende Sofia Yaremchuk in 2:25:36. „Es war ein großer Tag für mich. Die Stimmung an der Strecke war hervorragend. Ich denke, ich könnte hier den Streckenrekord brechen, wenn ich im nächsten Jahr noch einmal hier starten könnte und das Wetter etwas kühler wäre“, sagte Selly Kaptich.

Corinna Coenning überrascht als beste Deutsche

Nach den Ausfällen von Laura Hottenrott kurz vor dem Rennen und Thea Heim während des Laufes - sie gab das Rennen bei 30 km auf, nachdem ihr zuvor schwindlig war - lief überraschend Corinna Coenning (TSV Glems) auf Rang zehn mit einer persönlichen Bestzeit von 2:40:48. „Ich hätte natürlich nie erwartet, dass ich hier beste deutsche Läuferin sein würde. Ich bin super zufrieden und freue mich über meine Bestzeit“, sagte die 31-Jährige, die als Lehrerin für Mathematik und Sport vollzeitlich arbeitet und erst ihren dritten Marathon gelaufen ist.

Ergebnisse
39. Mainova Frankfurt Marathon, 30. Oktober 2022


Männer:
1. Brimin Misoi KEN 2:06:11
2. Samwel Mailu KEN 2:07:19
3. Deresa Ulfata ETH 2:07:30
4. Balew Yihunie Derseh ETH 2:09:21
5. Martin Kosgey KEN 2:10:22
6. Bonface Kiplimo KEN 2:11:08
7. Hendrik Pfeiffer GER 2:11:28
8. Stephen Mugambi KEN 2:11:34
9. Merhawi Ghebreslasie ERI 2:12:34
10. Justino da Silva BRA 2:12:41

Frauen:
1. Selly Kaptich KEN 2:23:11
2. Helah Kiprop KEN 2:24:40
3. Jackline Chepngeno KEN 2:25:14
4. Sofia Yaremchuk ITA 2:25:36
5. Caroline Jepchirchir KEN 2:27:58
6. Sardana Trofimova KGZ 2:28:50
7. Meseret Alemu ETH 2:29:21
8. Martha Akeno KEN 2:36:33
9. Rebecca Lonedo ITA 2:39:54
10. Corinna Coenning GER 2:40:48