Hawi Feysa hat den 41. Mainova Frankfurt Marathon mit einem herausragenden Streckenrekord gewonnen: Die 25-jährige Äthiopierin triumphierte mit 2:17:25 Stunden in der Frankfurter Festhalle und verbesserte damit die bisherige Rekordmarke gleich um 1:45 Minuten. Damit erzielte sie die zwölftschnellste Zeit weltweit in diesem Jahr. Auch die zweitplatzierte Kenianerin Magdalyne Masai blieb mit persönlicher Bestzeit von 2:18:58 noch unter dem bisherigen Streckenrekord. Dritte wurde die Äthiopierin Shuko Genemo mit 2:22:37. Den alten Kursrekord von 2:19:10 hatte die Kenianerin Valary Aiyabei im Jahr 2019 erzielt.
Im Rennen der Männer gab es einen überraschenden Debütanten-Sieg: Der 22-jährige Kenianer Benard Biwott gewann in 2:05:54 Stunden vor den Äthiopiern Gossa Challa und Lencho Tesfaye, die nach 2:07:35 beziehungsweise 2:08:02 im Ziel waren.
Mit Magdalyne Masai und Shuko Genemo standen zwei VCM-Siegerinnen in Frankfurt am Podest. Masai gewann 2023 in Wien, Genemo war 2016 die Schnellste.
Österreicher in Frankfurt: Bestzeiten, Debüts und ein Klassensieg
Beste Österreicher im Feld waren Andreas Stöckl (SC Leogang) in persönlicher Bestzeit von 2:28:33 und die dreifache Triathlon-Olympiateilnehmerin Julia Hauser (SVS Leichtathletik) in 2:45:20 bei ihrem Marathondebüt. Hauser erzielte die zweitschnellste Zeit einer Österreicherin in diesem Jahr. Der Salzburgerin Veronika Mutsch (Club Run Austria) gelang in 2:48:06 ein sehr beachtlicher erster Marathonstart. Sie setzte sich damit auf Rang vier der aktuellen ÖLV-Jahresbestenliste. Mastersläufer Peter Laznicka (LG Wien) feierte in 3:14:56 den Sieg in der Klasse M65.
„Macht Lust auf mehr“
Für Julia Hauser war das Rennen „eine wirklich coole Erfahrung“, obwohl sie die angestrebte Zeit unter 2:40 Stunden verpasste. „Bis Kilometer 25 lief es richtig gut. Ab Kilometer 28 wurde es dann zäh. Ich hätte nicht gedacht, dass es hintenraus so hart wird. Vielleicht war es etwas risky, 2:40 zu probieren, weil die Vorbereitung doch relativ kurz war. Ich habe gut vier Wochen für den Marathon trainiert und nur einen Lauf über 30 Kilometer gemacht. Trotzdem habe ich Lust auf mehr bekommen. Unter 2:40 würde ich schon gerne schaffen. Auch einen Halbmarathon will ich versuchen. Es muss aber zu meiner Triathlonsaison passen“, sagte Hauser, die in Frankfurt von Christian Steinhammer begleitet wurde und für Los Angeles 2028 eine vierte Olympiateilnahme im Triathlon anstrebt.
Während die deutsche Olympiateilnehmerin Laura Hottenrott (Grün Weiß Kassel) das Rennen nach rund 30 km aufgab, lief der Debütant Jan Lukas Becker (LC Sulzbach) als bester Deutscher auf Rang 17 in 2:15:20. Schnellste deutsche Läuferin war Christin Adler (LAC Kronshagen) in 2:45:57 am 25. Platz.
Streckenrekord in neuer Dimension
„Dass wir eine so fantastische Streckenrekordzeit erleben, macht unser ganzes Team glücklich. Man kann im Spitzensport viel vorbereiten, aber nichts garantieren. Wir hatten Top-Bedingungen, zahlreiche persönliche Bestzeiten und viele glückliche Jubelszenen im Ziel“, zog Race Director Jo Schindler ein erstes sehr positives Resümee.
„Wir haben erneut gezeigt, dass man in Frankfurt schnell laufen kann. Somit sind wir sehr zufrieden“, sagte der Sportliche Leiter Philipp Kopp.
Für den Mainova Frankfurt Marathon hatten 13.939 Läufer aus 113 Nationen gemeldet. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet waren es 25.616 Athleten. Damit wurde das Teilnehmerniveau von vor der Pandemie wieder übertroffen.
Frauen setzen das spitzensportliche Highlight
Hawi Feysa gelang mit dem Erfolg in 2:17:25 ein sensationeller Durchbruch auf der Marathondistanz. Die Äthiopierin hatte auf kürzeren Distanzen und als Sechste der Crosslauf-WM 2023 bereits mit international starken Leistungen gezeigt. Der Marathonsieg in herausragender Streckenrekordzeit brachte sie auf ein neues Level. „Der Rekord war mein Ziel, das hat optimal geklappt. Ich hatte nach Kilometer 25 noch Energie und konnte aus der Gruppe weglaufen. Mit dieser Rennplanung bin ich sehr zufrieden. Die Atmosphäre auf der Strecke hat mir sehr geholfen. Man kann auf diesem schnellen Kurs sicher Zeiten von 2:16 laufen“, kommentierte sie hochzufrieden.
Neben Feysas läuferischen Vorleistungen deutete auch ihr hochklassiges Trainingsumfeld im Vorfeld darauf hin, dass sie für eine famose Leistung auf den Straßen Frankfurts bereit war. Zu ihren Trainingskolleginnen in Addis Abeba zählen die Olympia-Zweite Tigst Assefa, die in 2:11:53 vor einem Jahr in Berlin den damaligen Weltrekord gelaufen ist, die aktuelle Berlin-Siegerin Tigist Ketema und Amane Beriso Shankule, die Marathon-Weltmeisterin von Budapest 2023.
Gleich vom Start weg setzten die schnellsten Läuferinnen ihre Ankündigung um und starteten einen fokussierten Angriff auf den Streckenrekord von 2:19:10. Obwohl keine Athletin im Feld eine schnellere Bestzeit als 2:21:17 aufzuweisen hatte, war die Spitze stets im nötigen Tempo unterwegs. „Ich wollte ursprünglich alleine an der Spitze mein Tempo laufen. Von der Organisation war aber geplant, dass wir bis Kilometer 25 in einer Gruppe gemeinsam laufen. Diese Taktik war sehr gut“, lobte Feysa die Planung des Sportlichen Leiters Philipp Kopp.
Hawi Feysa triumphiert nach packendem Duell
Fünf Athletinnen passierten die Halbmarathonmarke in 69:16 Minuten, darunter Hawi Feysa und die beiden Schwestern Magdalyne und Linet Masai aus Kenia. Als Feysa nach Kilometer 25 das Tempo weiter nach oben schraubte, war Magdalyne Masai die einzige, die ihr noch folgen konnte. Bis kurz vor Kilometer 40 hielt Masai das Rennen offen und lief mit einem Abstand von nur wenigen Sekunden an zweiter Stelle. Hawi Feysa war jedoch nicht zu schlagen. Sie schaffte eine deutlich schnellere zweite Streckenhälfte und hielt bis zum umjubelten Finish in der Festhalle das Tempo hoch. Hinter ihr erreichte Masai in 2:18:58 das Ziel.
Festival der Bestleistungen
Zum ersten Mal blieben damit in Frankfurt zwei Frauen unter der Marke von 2:20 Stunden. Die Eliteläuferinnen feierten auch darüber hinaus einen Tag der persönlichen Bestzeiten. Vier Frauen aus den Top 5 und sechs Frauen aus den Top 10 jubelten über neue Hausrekorde. Einen starken Auftritt absolvierten Läuferinnen aus Großbritannien. Georgina Schwiening erreichte als beste europäische Läuferin in persönlicher Bestzeit von 2:25:46 auf Rang elf das Ziel. Gleich sieben Läuferinnen von der Insel platzierten sich unter den Top 25.
Das Rennen der Männer
Das insgesamt recht ausgeglichen besetzte Elitefeld der Männer schlug an der Spitze ein Tempo ein, das die erhoffte Endzeit im Bereich von unter 2:05 Stunden eigentlich möglich machte. Zwischenzeiten von 29:38 Minuten bei 10 km und 44:30 bei 15 km deuteten auf eine Zielzeit im Bereich von knapp über 2:05:00. Doch in der Folge wurde das Tempo trotz der sehr guten Wetterbedingungen mit Temperaturen zwischen 12 und 15 Grad, bedecktem Himmel und fast keinem Wind etwas verschleppt. Immer wieder gab es einzelne Kilometerzeiten von rund 3:00 Minuten, so dass die Halbmarathon-Marke nach 62:52 erreicht wurde. Auch danach tat sich lange Zeit wenig in der 13-köpfigen Spitzengruppe.
Erst nach gut 30 km folgte ein erster ernsthafter und bereits vorentscheidender Vorstoß: Benard Biwott setzte sich an die Spitze und lediglich Gossa Challa war in der Lage dem Marathon-Newcomer zu folgen. Als der Kenianer dann jedoch zwischen Kilometer 35 und 37 nochmals forcierte und die 1.000-m-Abschnitte jeweils in rund 2:50 Minuten lief, war der Äthiopier geschlagen. Benard Biwott, der in der Vergangenheit mehrere vielversprechende Halbmarathonleistungen gezeigt hatte und über diese Strecke eine Bestzeit von 59:44 Minuten aufweist, kam am Ende mit über eineinhalb Minuten Vorsprung ins Ziel. „Ich freue mich riesig, denn ich hatte nicht erwartet, dass ich hier gewinnen könnte. Als ich merkte, dass wir nach 30 Kilometern etwas langsamer wurden, habe ich begonnen, das Tempo zu pushen“, sagte Benard Biwott, der einen seltenen Debüt-Sieg erreichte. Zuletzt konnte 2008 ein Debütant das Frankfurter Männerrennen gewinnen: Der Kenianer Robert Cheruiyot triumphierte damals mit einem Streckenrekord von 2:07:21.
Top-Ergebnisse, Männer:
1. Benard Biwott KEN 2:05:54
2. Gossa Challe ETH 2:07:35
3. Lencho Tesfaye ETH 2:08:02
4. Gerba Dibaba ETH 2:09:03
5. Aychew Dessie ETH 2:09:22
6. Workneh Serbessa ETH 2:09:30
7. Christopher Muthini KEN 2:09:31
8. Ebba Chala SWE 2:09:35
9. Tim Vincent AUS 2:09:40
10. Mulat Gebeyehu ETH 2:10:07
Frauen:
1. Hawi Feysa ETH 2:17:25
2. Magdalyne Masai KEN 2:18:58
3. Shuko Genemo ETH 2:22:37
4. Catherine Cherotich KEN 2:22:42
5. Agnes Keino KEN 2:22:53
6. Kidsan Alema ETH 2:23:27
7. Linet Masai KEN 2:23:52
8. Judith Kiyeng KEN 2:24:41
9. Betty Chepkwony KEN 2:25:13
10. Aberash Korsa ETH 2:25:43
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