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Wer wird bester Österreicher? Wer holt den Sieg

Vienna City Marathon verspricht spannende Duelle

Eine fein zusammengestellte Elitegruppe mit viel Potenzial ziert die Spitze des Vienna City Marathon 2024 und lässt auf ein schnelles und spannendes Rennen hoffen. Mario Bauernfeind und Peter Herzog wollen sich ein Duell liefern, wer als bester Österreicher das Ziel vor dem Burgtheater erreicht. Prominente heimische Besetzung gibt es neben dem Marathon auch im Wiener Städtische Halbmarathon und bereits am Samstagabend im Vienna 5K.

Der Vienna City Marathon 2024 der Männer verspricht einen interessanten Rennverlauf und einen spannungsgeladenen Wettkampf um den Sieg: Mit dem Äthiopier Chala Regasa sowie den beiden Kenianern Bethwell Yegon und Felix Kibitok läuft eine kleine, aber feine Spitzengruppe laut Vorleistungen auf einem vergleichbaren Niveau. Das Elitefeld der Männer weist ein großes Potenzial auf, selbst wenn auf den Visitenkarten der Besten bisher keine sub-2:06-Stunden vermerkt sind. Bei der heutigen Pressekonferenz blickte das Trio optimistisch auf Sonntag und nimmt eine 2:05er Zeit ins Visier. Bei guten Wetterbedingungen halten die drei auch einen Angriff auf den Streckenrekord von 2:05:08 nicht für ausgeschlossen. Das große Potenzial des Elitefelds kündigen zusätzlich die durchgehend sehr guten Halbmarathon-Leistungen der Spitzenathleten an.

Regasas Rückkehr in den Prater

Die Nummer eins laut bisherigen Marathonleistungen auf der Liste ist Chala Regasa. Er absolvierte vor einem Jahr in Rotterdam sein Marathon-Debüt in einer Zeit von 2:06:11 Stunden, der VCM am Sonntag wird sein erster Wettkampf seither und der zweite Marathon seiner Karriere. Der 26-Jährige entwickelte sich in den letzten Jahren sukzessive von der Mittelstrecke über die Straßenlauf-Distanzen weiter in Richtung der Traditionsdistanz. Die Basis für den Einstieg in den Marathon lieferten beachtliche Bestleistungen im 10km-Lauf (27:23 Minuten, Valencia 2019) und im Halbmarathon (59:10 Minuten, Barcelona 2022).

Regasa ist zum zweiten Mal in Wien. Am 12. Oktober 2019 gehörte er zum Pacemaker-Team der erfolgreichen INEOS 1:59 Challenge mit Eliud Kipchoge in der Hauptrolle. Damals begleitete der Äthiopier die kenianische Marathon-Legende auf drei Teilstücken, darunter die ersten Kilometer nach dem Start auf der Reichsbrücke sowie die letzte Etappe zum stimmungsvollen Zieleinlauf auf der Prater Hauptallee. Für Sonntag stapelt Regasa, der vom Schweizer Marathon-Rekordhalter Tadesse Abraham gemanagt wird, tief und möchte erstmals unter 2:06 Stunden laufen. Auf die flachen Kilometer durch die „Grüne Lunge Wiens“ freut er sich in Erinnerung an 2019 dabei am meisten.

Besser als 2023

Der einzige aus dem Top-Trio mit echter VCM-Erfahrung ist Bethwell Yegon. Tolle Eindrücke aus dem Vorjahr haben es ihm leicht gemacht, die neuerliche Einladung nach Wien anzunehmen, wie er bei der Pressekonferenz betonte. Im vergangenen Jahr lief der Kenianer als Zweiter ins Ziel, knapp zwei Minuten hinter Streckenrekordhalter Samwel Mailu. Der 31-Jährige, der auch beim Berlin Marathon 2021 Zweiter war (2:06:14), fühlt sich in diesem Jahr besser vorbereitet als 2023 und erhofft sich mit Hilfe guter Tempomacher ein schnelles Rennen. Yegon bestreitet seinen sechsten Marathon und ist damit der Erfahrenste im Spitzenfeld.

Felix Kibitok äußerte bei der Pressekonferenz den Wunsch, erstmals in seiner Karriere eine 2:05er Zeit zu laufen. Aktuell hält der 32-Jährige bei einer Bestleistung von 2:06:28 Stunden, doch drei Halbmarathons unter einer Stunde beschreiben sein Leistungspotenzial. Kibitok trainiert im kenianischen Hochland mit einer spektakulären Trainingsgruppe rund um Benson Kipruto, Amos Kipruto und Evans Chebet, die allesamt schon bei den wichtigsten Marathonläufen der Welt triumphieren konnten und vom italienischen Trainer Claudio Berardelli betreut werden.

Ein Halbmarathon-Ass als Außenseiter

Ein weiterer starker Halbmarathonläufer im Feld ist der in Japan lebende Kenianer Leonard Barsoton, der im Marathon allerdings bisher nicht jene Leistungen auf die Straße bringen konnte, die sein Niveau über die halbe Distanz erwarten lassen. Vielleicht ist Wien die Bühne für seinen Durchbruch.

Bouchikhi hat Olympia im Visier

Hinter der afrikanisch geprägten Top-Gruppe erwartet Athletenkoordinator Mark Milde eine größere Gruppe, die auf das Olympia-Limit von 2:08:10 Stunden abzielen wird. In diese Gruppe begibt sich auch der beste Europäer beim VCM 2024, Lahsene Bouchikhi aus Belgien. Der WM-Teilnehmer von 2022 steht in direkter Konkurrenz mit seinem Landsmann Michael Somers, der beim Berlin Marathon 2023 denkbar knapp das Olympia-Limit unterbieten konnte: nämlich um eine Sekunde. Somers hält aktuell den dritten belgischen Olympia-Startplatz hinter Europarekordhalter Bashir Abdi und dem ehemaligen Europameister Koen Naert, die beide zu Europas Elite gehören.

Lahsene Bouchikhi hat bereits einen Olympia-Qualifikationsversuch hinter sich: Beim Valencia Marathon 2023 fehlten ihm 26 Sekunden auf die Sehnsuchtsmarke für Paris. Der 31-Jährige ist der jüngere Bruder von Soufiane, der zwar im Marathon noch nicht so gut Fuß fassen konnte wie Lahsene, dafür auf der Bahn seit Jahren ein gutes Niveau aufweist und bei Europameisterschaften bereits zwei Top-Resultate über 10.000m erreicht hat.

Rot-weiß-rotes Duell zwischen Rivalität und Harmonie

Sowohl Mario Bauernfeind als auch Peter Herzog beantworteten die Frage nach ihrer Zielsetzung für Sonntag identisch: als bester Österreicher ins Ziel zu laufen. Das erweckt die Erwartungen auf einen spannenden Zweikampf, der aber über lange Zeit ein harmonisches Miteinander in einer gepacten Gruppe sein wird. Das hilft insbesondere, sollte am Sonntag der Wind aus nordwestlicher Richtung blasen und damit in einigen Streckenpassagen den Vorteil des Pacemaking noch bedeutender macht als sonst. Um die beiden Top-Österreicher haben Athletenkoordinator Mark Milde und Rennleiter Johannes Langer eine passende Gruppe gebildet, zu der unter anderem auch der deutsche Marathonläufer Erik Hille gehört.

Sowohl Bauernfeind als auch Herzog bevorzugen eine leicht konservative erste Rennhälfte, um ihr Potenzial in der Schlussphase bestmöglich abrufen zu können. So wird sich ein Duell zwischen sportlicher Rivalität und gegenseitigem Respekt voreinander entwickeln – mit offenem Ausgang.

Erstes Heimrennen für den Quereinsteiger

Bauernfeind hat in Frankfurt mit einem sogenannten negativen Split besonders gute Erfahrungen gemacht. Trotz schwieriger Bedingungen im Finale gelang ihm eine bemerkenswerte Aufholjagd und mit einer persönlichen Bestleistung von 2:12:49 Stunden die österreichische Jahresbestzeit im vergangenen Jahr. Der 33-Jährige ist ein Quereinsteiger in den Laufsport, bemerkte als Hobby-Triathlet in der Zeit seiner Grundausbildung bei der Polizei sein Talent für das Laufen, gute Wettkampf-Ergebnisse motivierten. Auch der Einstieg in den Marathon verlief unkonventionell: Ohne spezifische Vorbereitung meldete sich Bauernfeind 2022 für den Salzburg Marathon an – im Wissen, eine gute Chance auf den Staatsmeistertitel zu haben. Der Plan ging auf, der Wiener war vom Marathon-Fieber infiziert und gewann ein halbes Jahr später in Eindhoven die Goldmedaille bei den Polizei-Europameisterschaften.

Bauernfeind war schon mehrfach beim VCM aktiv, zweimal lief er bereits als Halbmarathon-Sieger ins Ziel. Nun tritt er zum ersten Mal in seiner Heimatstadt über die Marathon-Distanz an. Nach einigen krankheitsbedingten Rückschlägen im Winter vertraut der zweifache Familienvater und Polizist auf eine recht kurze, aber gute Marathon-Vorbereitung. „Die Bedingungen am Sonntag werden in Ordnung sein. Als Wiener bin ich den Wind gewohnt, daher ist es umso wichtiger, dass wir eine gute Gruppe formieren“, betont er.

Geduld als neue Tugend für Herzog

Peter Herzog geht am Sonntag in seinen ersten Marathon mit spitzensportlichem Anspruch seit eineinhalb Jahren. Nach schwierigen Monaten und Jahren voller Unterbrechungen aus gesundheitlichen und physischen Gründen kam der von Johannes Langer trainierte Pinzgauer dank Anpassungen im Training zu Jahresbeginn gut in Schwung und steigerte sich rasch auf ein Niveau, „das sich wieder wie in den besseren Zeiten angefühlt hat.“ Ein Infekt Ende März vermasselte die geplante Generalprobe beim Berliner Halbmarathon. Mit solchen Rückschlägen kann der Student an der Universität Salzburg (Sport- und Bewegungswissenschaften) mittlerweile besser umgehen: „Ich bin eigentlich ein ungeduldiger Mensch. Aber, gezwungenermaßen, habe ich in den letzten Jahren Geduld gelernt.“

Trotz der Trainingspause blickt der 36-Jährige optimistisch Richtung Sonntag, wo er „mit einem Lächeln über die Ziellinie laufen“ möchte. Herzog absolviert den Wien Marathon zum ersten Mal seit 2019. „Das Laufen mitten in den Städten, auf abgesperrten Straßen, auf denen man normalerweise nicht laufen kann, und dazu die vielen, vielen Tausenden Zuschauer am Streckenrand – das hat mich immer schon fasziniert und meine Liebe zum Marathonlaufen entfacht“, schilderte er bei der Pressekonferenz. „Jedes Mal, wenn ich hier in Wien gelaufen bin, war es ein herausragendes Erlebnis. Das wird es hoffentlich auch am Sonntag!“

Halbmarathon und 5km-Lauf als Bühne für heimische Topläufer

Bekannte österreichische Teilnehmer sind nicht nur im Marathon mit Julia Mayer, Mario Bauernfeind und Peter Herzog aktiv, sondern auch im Wiener Städtische Halbmarathon und im Vienna 5K. Timo Hinterndorfer will wie bereits vor zwei Wochen beim Linz Marathon die starke Top-Gruppe im Marathon als optimales Umfeld nutzen, um einen schnellen Halbmarathon zu finishen. Mit einem weiteren guten Ergebnis hat der 19-jährige Wiener beste Chancen, sich für den EM-Halbmarathon im Juni in Rom zu qualifizieren. Dasselbe gilt auch für Bauernfeind und Herzog, die mit ihren Marathon-Leistungen ihre Europaranglisten-Position verbessern können.

Timon Theuer gibt im Halbmarathon sein Comeback und läuft seinen ersten wichtigen Wettkampf seit eineinhalb Jahren. Auch er hat die EM in Rom im Hinterkopf und will mit einer guten Leistung am Sonntag den Grundstein für eine Qualifikation legen. Der dritte bekannte heimische Halbmarathonstarter ist Markus Hartinger (LTV Köflach). Der steirische Vorjahressieger war in der Vorbereitung durch eine leichte Verletzung gehandicapt und möchte die Gruppe der besten heimischen Marathonläufer in der ersten Runde unterstützen.

Die prominentesten Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Vienna 5K sind die Hindernislauf-EM-Teilnehmerin Lena Millonig, die mehrfache Staatsmeisterin Sandra Schauer, Marcel Tobler und der frisch gebackene 10.000m-Staatsmeister Raphael Siebenhofer. „Die Local Heroes sind beim VCM megawichtig“, betont Kathrin Widu, Geschäftsführerin des Vienna City Marathon. Sie freut sich, dass sich die besten heimischen Läuferinnen und Läufer auf mehrere Bewerbe verteilen: „Damit bietet der VCM nicht nur eine tolle Bühne für die Besten im Marathon, sondern auch für junge Nachwuchstalente, die von den Mittel- und Langstrecken in der Stadion-Leichtathletik kommen und am VCM-Wochenende einen attraktiven Straßenlauf-Wettkampf vor vielen Zuschauern vorfinden.“


VCM News / Thomas Kofler