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Tamirat Tola bricht Streckenrekord bei New York Marathon

Hellen Obiri gewinnt packendes Frauenrennen. Mehr als 51.000 Finisher

Tamirat Tola hat den New York-Marathon mit einem Streckenrekord von 2:04:58 Stunden gewonnen. Der 32-jährige Äthiopier war dabei genau acht Sekunden schneller als der Kenianer Geoffrey Mutai, der 2011 eine Zeit von 2:05:06 erreicht hatte. Tamirat Tola, der Marathon-Weltmeister von 2022, hatte am Ende einen großen Vorsprung auf den ehemaligen New York & VCM-Sieger Albert Korir mit 2:06:57. Dritter wurde Shura Kitata (Äthiopien) in 2:07:11.

Nach ihrem Sieg in Boston im April hat Hellen Obiri nun auch den New York-Marathon gewonnen. Die 33-jährige Kenianerin lief nach einem taktischen, lange Zeit gemächlichen Rennen und einem packenden Schlussspurt nach 2:27:23 ins Ziel. Zweite wurde die äthiopische Halbmarathon-Weltrekordlerin Letesenbet Gidey mit 2:27:29. Als Dritte folgte die Titelverteidigerin Sharon Lokedi (Kenia) in 2:27:33. Aufgrund einer Wadenverletzung musste die kenianische Olympiasiegerin Peres Jepchirchir kurzfristig auf den Start in New York verzichten.

Bei der 52. Auflage des Rennens erreichten bei guten Wetterbedingungen 51.295 Läuferinnen und Läufer das Ziel im Central Park, darunter 117 aus Österreich. Michael Jauk in 2:53:51 und Sigi Möslinger in 3:27:49 waren die Schnellsten.

Das Rennen der Männer

New York ist einer der wenigen Marathon-Klassiker, bei denen traditionell ohne Tempomacher gelaufen wird. Dadurch entstehen oft taktische Rennen. Bei den Männern war dies am Sonntag jedoch anders. Nur die Anfangsphase des Rennens war ruhig. Doch nachdem die Spitzengruppe den 10-km-Punkt in 30:36 Minuten passiert hatte - eine Zwischenzeit, die auf rund 2:09:00 hinausläuft -, wurde das Tempo deutlich erhöht. Das hatte zur Folge, dass an der Halbmarathonmarke, die nach 62:45 Minuten erreicht war, nur noch fünf Läufer in der ersten Gruppe liefen.

Weltmeister in neuer Stärke

Es war dann in der Folge immer wieder Tamirat Tola, der das Tempo forcierte. Bei seiner versuchten WM-Titelverteidigung in diesem Sommer in Budapest hatte er aufgrund eines Magenproblems das Rennen in der Schlussphase aufgegeben, doch in New York zeigte er sich wieder in neuer Stärke. Zunächst konnten noch der Kenianer Albert Korir, der das Rennen vor zwei Jahren gewonnen hatte, und sein Landsmann Jemal Yimer mithalten. Doch ungefähr bei Kilometer 27 fiel dann Korir zurück, und bald nach der 30-km-Marke konnte auch Yimer nicht mehr Schritt halten. Mit einer 30-km-Zwischenzeit von 1:28:22 Stunden lag Tamirat Tola inzwischen sogar auf Kurs für eine Zeit um 2:04:20. Den 5-km-Abschnitt von Kilometer 25 zu 30 hatten er und Yimer in 14:07 Minuten absolviert. Dieses Tempo konnte der Äthiopier zwar nicht mehr ganz halten, doch seinen Vorsprung baute er auf den letzten zehn Kilometern trotzdem aus.

„Ich bin sehr froh, dass ich mich nach der WM jetzt mit einem Sieg in New York zurückmelden konnte. Ich war hier schon zweimal Vierter und jetzt habe ich endlich gewonnen“, sagte Tamirat Tola.

Furioses Finale im Rennen der Frauen

Über einen auch für New Yorker Verhältnisse sehr langen Zeitraum blieb das Rennen der Frauen relativ ereignislos. Eine elfköpfige Spitzengruppe hatte sich bei einem sehr verhaltenen Tempo frühzeitig abgesetzt. Nach Durchgangszeiten von 74:21 Minuten (Halbmarathon) beziehungsweise 1:47:06 Stunden bei 30 km - hier lag die erwartete Zielzeit sogar über 2:30 Stunden - waren diese elf Athletinnen immer noch zusammen. Erst auf den letzten 10 km kam nach und nach Bewegung in die Spitzengruppe, die bis dahin weitestgehend von der US-Amerikanerin Kellyn Taylor angeführt worden war.

Der richtige Zeitpunkt für den „Kick“

Bei 35 km liefen immer noch acht Athletinnen in der ersten Gruppe, doch in der Folge entwickelte sich ein Dreikampf zwischen Hellen Obiri, Letesenbet Gidey und Sharon Lokedi, die das Rennen vor einem Jahr überraschend gewonnen hatte. Angesichts ihres lockeren Laufstils und der Tatsache, dass Gidey sowohl die Weltrekorde über 10.000 m als auch im Halbmarathon hält, konnte man davon ausgehen, dass sie wenige Kilometer vor dem Ziel einen Angriff starten würde. Doch die Äthiopierin wartete ab und verpasste offenbar den richtigen Zeitpunkt. Als dann Sharon Lokedi an Boden verlor und die zweifache 5.000-m-Weltmeisterin Hellen Obiri die Initiative ergriff und sich auf den letzten paar hundert Metern etwas absetzen konnte, konnte Letesenbet Gidey nicht mehr reagieren. Schon etwas vorher geschlagen war die frühere Weltrekordlerin Brigid Kosgei (Kenia), die am Ende Vierte wurde.

„Es ging darum, geduldig zu bleiben bei dieser hochklassigen Konkurrenz. Ich wusste natürlich, dass Letesenbet Gidey sehr stark ist“, sagte Hellen Obiri. „Ich hatte mir dann überlegt, dass ich mit meinem Angriff bis 400 Meter vor dem Ziel warte.“ So spannend wie das New Yorker Finish wird in der nahen Zukunft auch die Marathon-Nominierung der kenianischen und äthiopischen Funktionäre für die Olympischen Spiele in Paris im nächsten Jahr.

Ergebnisse New York City Marathon, 6.11.2023

MÄNNER:
1. Tamirat Tola ETH 2:04:58
2. Albert Korir KEN 2:06:57
3. Shura Kitata ETH 2:07:11
4. Abdi Nageeye NED 2:10:21
5. Koen Naert BEL 2:10:25
6. Maru Teferi ISR 2:10:28
7. Iliass Aouani ITA 2:10:54
8. Edward Cheserek KEN 2:11:07

FRAUEN:
1. Hellen Obiri KEN 2:27:23
2. Letesenbet Gidey ETH 2:27:29
3. Sharon Lokedi KEN 2:27:33
4. Brigid Kosgei KEN 2:27:45
5. Mary Ngugi KEN 2:27:53
6. Viola Cheptoo KEN 2:28:11
7. Edna Kiplagat KEN 2:29:40
8. Kellyn Taylor USA 2:29:48

VCM News. Text: Jörg Wenig / Race News Service