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Tigst Assefa läuft Fabel-Weltrekord – 2:11:53 in Berlin

Unglaubliches Rennen in der deutschen Hauptstadt

Tigst Assefa hat den BMW Berlin-Marathon mit einem Fabel-Weltrekord gewonnen. Die Äthiopierin stürmte am Brandenburger Tor nach sensationellen 2:11:53 Stunden ins Ziel und unterbot die Marke der Kenianerin Brigid Kosgei, die in Chicago 2019 eine Zeit von 2:14:04 gelaufen war, gleich um 2:11 Minuten. Die Äthiopierin lief in Berlin eine Zeit von sporthistorischer Bedeutung. Derartige Zeitbereiche von unter 2:12 Stunden waren bisher für die Frauen unerreichbar und galten lange Zeit als Spitzenleistung von männlichen Athleten. Eine noch deutlichere Steigerung der globalen Frauen-Bestzeit gab es über die 42,195 km zuletzt 1983. Vor 40 Jahren verbesserte die US-Amerikanerin Joan Benoit die Marke von 2:25:29 auf 2:22:43.

Kipchoge mit Rekordsieg - Jetzt beide Weltrekorde in Berlin

Eliud Kipchoge wurde zum Rekordsieger des Rennens. Der Kenianer triumphierte zum fünften Mal in Berlin und siegte mit einer Weltklassezeit von 2:02:42 Stunden. Zwar verpasste der 38-Jährige seinen eigenen Weltrekord von 2:01:09 deutlich, doch er erreichte immer noch die achtbeste je gelaufene Zeit. Gemessen an den beiden Siegzeiten war es das schnellste Rennen aller Zeiten über die klassische Distanz. Zusammengerechnet ergibt sich eine Zeit von 4:14:35 Stunden. Zum zweiten Mal nach 1999 hält das Rennen in Berlin beide Marathon-Weltrekorde.

Hier gibt's die Story vom Rennen der Männer.

Berlin feierte Marathonparty

Bei hervorragenden äußeren Bedingungen und grandioser Stimmung entlang der ganzen Strecke erbrachten viele Teilnehmer*innen starke Leistungen.

Erste Deutsche war Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die auf Rang 14 mit einer persönlichen Bestzeit und einer deutschen Jahresbestzeit von 2:23:47 lief. Sie hat damit zurzeit gute Chancen auf einen olympischen Startplatz in Paris 2024.

Aus Österreich war Carola Bendl-Tschiedel (LG Wien) die Schnellste. Mit persönlicher Bestzeit von 2:46:40 Stunden (netto) und neuem ÖLV-Rekord der Altersklasse W45 erzielte sie eine sehr beachtliche Leistung.

Die Rekordzahl von 47.912 Meldungen aus 156 Nationen wurde für die 49. Auflage des BMW Berlin Marathon registriert. Fast 43.000 Läufer*innen erreichten das Ziel beim Brandenburger Tor.

Das Weltrekordrennen: Schnell und immer schneller

Das Frauenrennen hatte vom Start weg ein sensationelles Tempo. Am 10-km-Punkt liefen 13 Athletinnen in der ersten Gruppe mit einer Zwischenzeit von 31:45 Minuten auf Weltrekordkurs. Tigst Assefa rannte derart locker, dass sie am Verpflegungsstand bei Kilometer 15 sich einen Wasserbecher griff und diesen ihren Tempomachern reichte. Kurz darauf riss sie die Führungsgruppe mit einer enormen Tempoverschärfung auseinander. Den Abschnitt zwischen 15 und 16 km lief Tigst Assefa gemeinsam mit Workenesh Edesa in 2:59 Minuten. Ihre Landsfrau fiel dann wenige Kilometer später zurück, und Assefa stürmte nach 66:20 über die Halbmarathon-Marke - eine Zeit, mit der sie viele internationale Rennen über diese Distanz gewinnen würde.

Noch schneller lief Tigst Assefa in der zweiten Hälfte des Rennens. 65:33 wurden für sie gestoppt. „In der ersten Hälfte habe ich noch etwas an Kraft gespart für den zweiten Teil“, sagte Tigst Assefa, die mit ihrer Siegzeit von 2:11:53 in den 1980er Jahren das Männerrennen des Berlin-Marathons hätte gewinnen können. 1983 siegte der Belgier Karel Lismont in 2:13:37, ein Jahr später triumphierte der Däne John Skovbjerg in 2:13:35. „Ich habe sechs Monate lang für dieses Rennen trainiert. Jetzt denke ich, dass ich für die Olympischen Spiele nominiert werde.“

Acht Läuferinnen unter 2:20 Stunden

Mit hervorragenden 2:17:49 Stunden wurde die Kenianerin Sheila Chepkirui Zweite. Auf Rang drei lief überraschend Magdalena Shaun, die mit 2:18:41 einen Rekord für Tansania aufstelle. Gleich acht Läuferinnen blieben in Berlin unter 2:20:00 Stunden. Im Jahr 2001 war es in Berlin eine Weltsensation, als die Japanerin Naoko Takahshi mit 2:19:46 als erste Läuferin überhaupt unter der 2:20-Marke bleiben konnte.

Deutsche Domenika Mayer steigert sich auf 2:23

Domenika Mayer war die mit Abstand schnellste deutsche Frau. Sie führte frühzeitig das nationale Klassement an und war nach 71:50 Minuten an der Halbmarathomarke. Die 32-Jährige konnte dieses Tempo auch in der zweiten Hälfte halten und steigerte ihre Bestzeit von 2:26:50 schließlich um gut drei Minuten auf 2:23:47. Damit stieg sie sogar auf zur zweitschnellsten deutschen Marathonläuferin aller Zeiten. Schneller war nur Irina Mikitenko, die in Berlin 2008 mit 2:19:19 gewonnen hatte. Domenika Mayer hat damit zurzeit gute Chancen auf einen olympischen Startplatz in Paris 2024. „Ich wusste, dass ich 2:24 laufen kann. Das Training war gut, alle Werte stimmten“, sagte Domenika Mayer. „An der Halbmarathonmarke hat es aber irgendwie in meinem Fuß gestochen. Das tat so weh, dass ich entscheiden musste, ob ich weiterlaufe oder aufhöre. Jetzt bin ich froh, dass ich es durchgezogen habe und der Fuß bis ins Ziel gehalten hat.“ Auf Platz 19 lief Deborah Schöneborn in 2:27:35 während ihre Zwillingsschwester Rabea (beide Marathon Team Berlin) das Rennen aufgab.

Top-Ergebnisse Berlin-Marathon, 24.09.2023

Frauen:
1. Tigst Assefa ETH 2:11:53
2. Sheila Chepkirui KEN 2:17:49
3. Magdalena Shauri TAN 2:18:41
4. Zeineba Yimer ETH 2:19:07
5. Senbere Teferi ETH 2:19:21
6. Dera Dida ETH 2:19:24
7. Workenesh Edesa ETH 2:19:40
8. Helen Bekele ETH 2:19:44
9. Charlotte Purdue GBR 2:22:17
10. Fikrte Wereta ETH 2:23:01

Männer:
1. Eliud Kipchoge KEN 2:02:42
2. Vincent Kipkemboi KEN 2:03:13
3. Tadese Takele ETH 2:03:24
4. Ronald Korir KEN 2:04:22
5. Haftu Teklu ETH 2:04:42
6. Andualem Shiferaw ETH 2:04:44
7. Amos Kipruto KEN 2:04:49
8. Philemon Kiplimo KEN 2:04:56
9. Amanal Petros GER 2:04:58
10. Bonface Kiplimo KEN 2:05:05


VCM News. Text: Jörg Wenig / Race News Service