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Eliud Kipchoge: Start beim Berlin-Marathon und Besuch in Wien

Interview mit dem Wunderläufer

Eliud Kipchoge wird am 24. September beim BMW Berlin-Marathon starten. Drei Tage danach kommt er nach Wien in die Prater Hauptallee, wo er als erster Mensch einen Marathon unter zwei Stunden gelaufen ist (1:59:40,2). Anlass für seinen Besuch am 27. September in Wien ist die Eröffnung der INEOS 1:59 Pace Challenge. Alle können versuchen, auf einer kurzen Strecke in Eliuds Rekordtempo zu laufen: 352,6 Meter in einer Minute.

Besonderer Platz im Herzen

„Mein Marathon unter zwei Stunden bei der INEOS 1:59 Challenge hat einen besonderen Platz in meinem Herzen, denn seitdem habe ich erlebt, dass sich viele Menschen inspiriert fühlen, entweder mit dem Laufen anzufangen oder die Bremsen in ihrem Kopf zu lösen und das zu erreichen, was sie erreichen wollen“, so Eliud Kipchoge. „Ich möchte Menschen durch das Laufen begeistern, deshalb rufe ich Läuferinnen und Läufer auf, sich der Herausforderung zu stellen, mein Tempo der 1:59 Challenge zu laufen.”

Berlin-Marathon am kommenden Sonntag

Kenias zweifacher Marathon-Olympiasieger, der im vergangenen Jahr in Berlin seinen eigenen Weltrekord auf 2:01:09 Stunden verbesserte, ist erneut bereit für ein starkes Rennen: „Ich habe zusammen mit meinem Team gearbeitet und trainiert. Ich bin bereit, mich in Berlin der Herausforderung zu stellen“, sagt er am Beginn der Marathonwoche.

Im Rahmen eines internationalen Medien-Calls gab er im Vorfeld das folgende Interview.

Es wird bereits Ihr sechster Start in Berlin sein, viermal haben Sie dort gewonnen. Abgesehen von Ihrem ersten Berlin-Marathon ging es immer um den Weltrekord - ist das auch dieses Mal so?

Eliud Kipchoge: „Ich werde versuchen, eine gute Zeit zu laufen. Und das Ziel ist natürlich zu gewinnen. Wie immer in Berlin möchte ich ein schönes Rennen laufen, den Marathon genießen und dann jubelnd ins Ziel laufen. Meine Vorbereitung und mein Training ist so wie sonst auch.“

In Boston belegten Sie im Frühjahr Platz sechs in 2:09:23. Was genau war das Problem und ist dieses inzwischen behoben?

Eliud Kipchoge: „Ich hatte in Boston muskuläre Probleme im Oberschenkel, nichts anderes. Diese sind komplett behoben, ich kann wieder ganz normal trainieren und bin in bester Gesundheit. Was in Boston passierte, kann ich nicht mehr ändern. Ich kann nicht die Vergangenheit kontrollieren, sondern nur das Jetzt und die Zukunft. Deswegen konzentriere ich mich vollkommen auf Berlin und danach auf die Olympischen Spiele.“

„Dritter Olympia-Sieg ist mein großes Ziel“

Für die Olympia-Qualifikation ist angesichts der enormen Konkurrenz in Kenia eine sehr schnelle Zeit nötig. Ihr Berliner Weltrekord lag außerhalb des Qualifikations-Zeitraumes. Haben Sie Zweifel, dass es vielleicht nicht reichen könnte?

Eliud Kipchoge: „Ich habe klar im Kopf, dass ich in Paris bei den Olympischen Spielen im nächsten Jahr dabei sein werde. Aber wenn die Funktionäre andere Talente nominieren wollen, dann werde ich die Nominierungs-Entscheidung respektieren.“

Sie könnten in Paris im nächsten Jahr ein weiteres Stück Laufsport-Geschichte schreiben, denn noch niemand hat dreimal einen olympischen Marathon gewonnen.

Eliud Kipchoge: „Das ist mein großes Ziel. Diesen Titel ein zweites Mal zu verteidigen und als Erster drei Olympia-Siege im Marathon zu erreichen, das wäre etwas ganz besonderes. Ich habe in meinem Kopf, das zu schaffen und bete, dass es so wird. Ich glaube, ich werde es schaffen und Geschichte schreiben.“

Die Berliner Strecke ist natürlich flach und schnell. Die olympische Marathonstrecke in Paris ist dagegen nicht leicht und hat mehrere Anstiege.

Eliud Kipchoge: „Die Pariser Strecke ist nichts, was mich besonders beschäftigt. Wir werden alle in einem Rennen sein. Alle laufen die gleiche Strecke und in der gleichen Temperatur und so weiter - die Bedingungen sind für alle gleich.“

„Habe bewiesen, dass Marathon unter zwei Stunden möglich ist“

Hängt die Entscheidung, in Berlin zu laufen, vielleicht auch damit zusammen, dass Kelvin Kiptum dicht an Ihren Weltrekord gekommen ist. Wollen sie ihn weiter verbessern, damit er schwerer zu brechen ist?

Eliud Kipchoge: „Nein, nicht wirklich. Kelvin Kiptum kann das machen, was er will. Er ist ein starker Athlet und ich wünsche ihm alles Gute. Ich habe genug erreicht und bin nicht in irgendeiner Eile, etwas Bestimmtes zu schaffen. Ich bin der erste Mensch, der unter zwei Stunden gelaufen ist. Der nächste wird der zweite sein. Ich mache mir keine Sorgen.“

Könnte es sein, dass Sie nach Berlin keinen weiteren Marathon mehr vor Olympia laufen und auf ein Frühjahrs-Rennen verzichten?

Eliud Kipchoge: „Das werde ich nach dem Rennen in Berlin entscheiden. Jetzt werde ich mich zunächst voll auf Berlin konzentrieren und alles geben.“

Ist es nach wie vor Ihr Ziel, als erster Läufer alle sechs City-Rennen der Abbott World Marathon Majors zu gewinnen?

Eliud Kipchoge: „Dieses Vorhaben ist zurzeit pausiert. Aber ich habe das nach wie vor im Kopf und will immer noch alle sechs Rennen gewinnen.“

Überlegen Sie nach wie vor, zu versuchen, auch unter legalen Bedingungen unter zwei Stunden zu laufen?

Eliud Kipchoge: „Generell ist es so, dass ich nach wie vor sehr schnell laufen möchte. Ich habe den Weg gezeigt. Ich habe bewiesen, dass es für den Menschen möglich ist, unter zwei Stunden zu laufen.“

VCM News. Interview: Jörg Wenig / Race News Service | Exklusiv in Österreich auf www.vienna-marathon.com