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Julia Mayer läuft bei heißem WM-Marathon auf Rang 50

Äthiopierin Amane Shankule gewinnt in Budapest den Weltmeistertitel

Einen äthiopischen Doppel-Triumph gab es im Frauen-Marathon bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften am Samstag, 26. August in Budapest. Dabei war die schnellste Läuferin auf der Startliste auch als Erste im Ziel: Amane Shankule gewann das harte Hitze-Rennen bei Schatten-Temperaturen zwischen 23 und 29 Grad Celsius auf dem viermal zu durchlaufenden Rundkurs in 2:24:23 Stunden vor ihrer Landsfrau Gotytom Gebreslase. Die Titelverteidigerin wurde in 2:24:34 Zweite. In der Schlussphase schob sich die überraschend starke Marokkanerin Fatima Gardadi noch auf Rang drei nach vorne. Sie lief in 2:25:17 zur Bronzemedaille. Die letztjährige WM-Dritte Lonah Salpeter (Israel) wurde Vierte in 2:25:38 vor Yalemzerf Yehualaw (Äthiopien/2:26:13). Lediglich Platz sechs blieb der stärksten kenianischen Läuferin bei der WM: Rosemary Wanjiru war nach 2:26:42 im Ziel.

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Julia Mayer auf Rang 50 bei heißer WM-Premiere

Aus Österreich war Julia Mayer vertreten, die sich mit ihrem Rekordlauf von 2:30:42 Stunden beim Vienna City Marathon für die Weltmeisterschaften qualifiziert hatte. Sie erreichte bei der Marathon WM-Premiere einer ÖLV-Athletin* in 2:41:54 Stunden den 50. Rang unter 78 Starterinnen und 65 Finisherinnen.

„Es war ein wahnsinnig schwieriges Rennen am Ende raus, aber ich bin happy es gefinished zu haben“, sagte sie. „Zu Beginn ist es echt gut gelaufen, ich konnte mich gut in der Gruppe verstecken und das Tempo lange halten. Auf den letzten 10 Kilometern musste ich aber drei Mal stehen bleiben, weil ich wegen meiner Periode Unterleibskrämpfe hatte, dadurch habe ich leider auch noch ein paar Plätze verloren, die ich gerne weiter vorne gewesen wäre. Aber eine super Erfahrung, auch wenn es mit der Hitze wirklich nicht einfach war heute.“

Zunächst lief sie lange am Ende der großen ersten Gruppe mit Kilometerzeiten großteils im Bereich von 3:35-3:40 Minuten. Die Halbmarathonmarke passierte sie in 1:16:35 Stunden. Ab Kilometer 25 wurde das Tempo zwar etwas langsamer, doch sie hielt konstant ihre Platzierung um Rang 44. Am Schluss verlor sie Geschwindigkeit und Plätze, bevor sie ihre WM-Premiere im Zieleinlauf am Budapester Heldenplatz ins Ziel brachte.

Das Rennen an der Spitze: Äthiopien mit Top-Vorstellung

Ein Jahr vor den Olympischen Spielen haben Äthiopiens Läuferinnen in Budapest ein starkes Zeichen gesetzt. Allerdings fehlten die schnellsten kenianischen Athletinnen bei dieser WM.

Nach einem sehr verhaltenen Beginn mit einer 10-km-Zwischenzeit von 35:31 Minuten waren an der Halbmarathon-Marke (74:29) noch 26 Läuferinnen in der Spitzengruppe. Ab Kilometer 25 fielen nach und nach immer mehr Läuferinnen aus der Gruppe heraus. Zehn Kilometer vor dem Ziel waren noch sechs Athletinnen vorne: Rosemary Wanjiru, die Äthiopierinnen Tsehay Gemechu, Gotytom Gebreslase, Ylemzerf Yehualaw und Amane Shankule sowie Lonah Salpeter.

Bei Kilometer 35 hatte sich die Gruppe auf Shankule, Gebreslase und Yehualaw verkleinert. Zu diesem Zeitpunkt hatte die spätere drittplatzierte Fatima Gardadi noch einen Rückstand von 25 Sekunden und alles sah nach einem äthiopischen Dreifach-Triumph aus. Kurz vor Kilometer 36 zog dann Shankule davon während Gardadi noch stark aufholte.

„Wir haben heute als Team sehr gut zusammengearbeitet. Natürlich wollten wir alle drei Medaillen gewinnen. Aber das hat nicht ganz geklappt, trotzdem sind wir glücklich“, sagte Amane Shankule, die auch unter dem Namen Amane Beriso bekannt ist. Sie hatte sich im vergangenen Dezember als Siegerin des Valencia-Marathons mit 2:14:58 enorm gesteigert und war in diesem Frühjahr Zweite beim Boston-Marathon.

Die zweitplatzierte Gotytom Gebreslase schien nicht enttäuscht angesichts der verpassten Titelverteidigung. „Das große Ziel war es, die Goldmedaille für Äthiopien zu gewinnen. Darauf sind wir stolz. Ich freue mich sehr, dass ich wieder eine Medaille gewinnen konnte. Der Unterschied zur WM in Eugene im vergangenen Jahr ist das Wetter. Hier war es sehr heiß“, sagte die Äthiopierin.

Marokkanerin verhindert äthiopischen Dreifachsieg

Für die größte Überraschung im Spitzenfeld sorgte die drittplatzierte Fatima Gardadi. „Das ist für mich wie der Beginn meiner Karriere“, sagte die Marokkanerin, die im April den Rabat-Marathon mit einer persönlichen Bestzeit von 2:25:03 gewonnen hatte. „Die Wetterbedingungen dort waren ähnlich wie heute, ich hatte keine Schwierigkeiten.“ Dennoch war es erstaunlich, dass sie bei der WM so dicht an ihre Bestzeit heranlaufen konnte. Eine der Topfavoritinnen, Rosemary Wanjiru, erklärte: „Es war einfach zu heiß für mich heute.“

Deutsche Melat Kejeta mit gutem 11. Platz

Melat Kejeta hielt sich in dem stark besetzten WM-Marathon sehr gut. Die Läuferin des Laufteams Kassel belegte Platz elf in 2:29:04. Auch wenn sie ihr eigenes, ambitioniertes Ziel einer Top-Ten-Platzierung knapp verpasste und die Olympia-Norm von 2:26:50 in diesem Hitze-Rennen nicht möglich war, zeigte sie ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris, dass sie auf dem Weg zurück zu ihrer Bestform ist. „Ich bin zufrieden, mehr ging heute einfach nicht“, sagte Melat Kejeta, die die einzige deutsche Läuferin in diesem Feld war und als zweitbeste Europäerin hinter Lonah Salpeter, die für Israel startet, das Ziel erreichte (Israel zählt in der Leichtathletik zum europäischen Verband).

Ergebnisse WM-Marathon Frauen
Budapest, 26.08.2023


1. Amane Shankule ETH 2:24:23
2. Gotytom Gebreslase ETH 2:24:34
3. Fatima Gardadi MAR 2:25:17
4. Lonah Salpeter ISR 2:25:38
5. Yalemzerf Yehualaw ETH 2:26:13
6. Rosemary Wanjiru KEN 2:26:42
7. Selly Kaptich KEN 2:27:09
8. Nazret Weldu ERI 2:27:23
9. Lindsay Flanagan USA 2:27:47
10. Dolshi Tesfu ERI 2:28:54
11. Melat Kejeta GER 2:29:04
12. Giovanna Epis ITA 2:29:10
50. Julia Mayer AUT 2:41:54

* Männliche Marathonläufer aus Österreich waren schon mehrfach bei Weltmeisterschaften vertreten, zuletzt Valentin Pfeil in London 2017 mit einem sehr starken Auftritt. In 2:16:28 Stunden erreichte er den 23. Platz. Damit wurde er achtbester Europäer und holte die bisher beste Platzierung eines Österreichers bei einem WM-Marathon.

VCM News. Text: Jörg Wenig, AM / Race News Service