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Kelvin Kiptum: Der nächste Eliud Kipchoge?

Erfahre mehr über Mann, der zwei Marathons in 2:01 gelaufen ist

Ist Kelvin Kiptum dabei, zum Nachfolger von Eliud Kipchoge zu werden? Obwohl er erst zwei Marathonrennen gelaufen ist, hat es den Anschein. Denn auf Anhieb erreichte der erst 23-jährige Kenianer Zeitbereiche, die ihn zuletzt sogar ganz dicht an Eliud Kipchoges Weltrekord von 2:01:09 Stunden herangebracht haben. Nach einem nie zuvor gesehenen Debüt in Valencia Ende 2022, wo Kelvin Kiptum nach 2:01:53 ins Ziel gestürmt war, gewann er auch den London-Marathon im April 2023 und steigerte sich dabei auf 2:01:25.

Der nächste Weltrekordler und 1:59-Läufer?

Es scheint nicht einmal ausgeschlossen, dass Kelvin Kiptum der zweite Läufer werden könnte, der über die 42,195 km die Traum-Barriere von zwei Stunden unterbieten kann. Eliud Kipchoge gelang dies 2019 Wien mit einer Zeit von 1:59:40,2 Stunden, die nicht als offizieller Weltrekord gilt. In London lief Kelvin Kiptum die zweite Hälfte des Marathons in famosen 59:44 Minuten.

Die Aufmerksamkeit der Marathonwelt ist jedenfalls auf Kelvin Kiptum gerichtet, wenn er am 8. Oktober in Chicago starten wird. Zwei Wochen davor tritt Eliud Kipchoge beim BMW Berlin Marathon an, wo er bereits zweimal den Weltrekord verbessert hat.

Oder doch eine Sternschnuppe?

Während Eliud Kipchoge seine Ausnahmeleistungen aus einer langen Karriere heraus erreichte - vor 20 Jahren gewann er WM-Gold über 5.000 m -, kam Kelvin Kiptum dagegen fast aus dem Nichts. Noch vor einem dreiviertel Jahr konnte man mit dem Namen Kelvin Kiptum nicht viel anfangen. Er war einer von vielen kenianischen Topläufern. Zwar hatte er 2020 in Valencia mit 58:42 Minuten eine hochklassige Halbmarathon-Bestzeit erreicht, doch damit belegt er in der Liste der schnellsten Läufer aller Zeiten Rang 20.

Nichts deutete darauf hin, dass Kelvin Kiptum im Marathon in Bereiche vordringen könnte, die für Eliud Kipchoge reserviert schienen. Auch jetzt muss man trotz seiner außergewöhnlichen Leistungen abwarten, ob er eine stabile Karriere aufbauen und sich entwickeln kann. Sternschnuppen und One-Hit-Wonders gab es auch in der Marathonwelt immer wieder.

Erste Siege in Eldoret

Doch woher kommt Kelvin Kiptum und wie hat er diesen Leistungsbereich erreicht? Über die Hintergründe des Läufers ist bisher sehr wenig bekannt. „BBC Sport Africa“ berichtete nach dem London-Marathon über den 23-Jährigen. Demnach stammt Kelvin Kiptum aus der Ortschaft Chepkorio, die im westlichen Kenia nicht weit weg von Eldoret liegt. Aus dieser Gegend kommen etliche kenianische Weltklasseläufer. Chepkorio ist auch der Heimatort des mehrfachen Halbmarathon- und Crosslauf-Weltmeisters Geoffrey Kamworor, der für Kelvin Kiptum zum Vorbild wurde.

Kelvin Kiptum lief als 18-Jähriger bei Halbmarathonrennen in Eldoret und Kakamega, die er jeweils gewann. Bald darauf, im Frühjahr 2019, startete er zum ersten Mal in Europa. Sein Manager ist der international seit langem aktive Belgier Marc Corstjens, der auch deutsche Athleten betreut. Kelvin Kiptum hat zumindest international nie Bahn- oder Crossrennen bestritten.

Ohne Coach fast zum Weltrekord

„Ich habe alleine trainiert, und ich habe keinen Coach“, sagte Kelvin Kiptum während der Pressekonferenz nach seinem Marathon-Debüt in Valencia. Für aufstrebende kenianische Talente ist es durchaus normal, dass sie zunächst keinen Trainer haben. Sie schließen sich regelmäßig einer der vielen Trainingsgruppen an. Dass Kiptum aber ohne Coach in derartige Leistungsbereiche vordringen konnte, ist ungewöhnlich. „Vielleicht versuche ich in meinem nächsten Marathon den Weltrekord zu brechen“, sagte Kiptum, nachdem er in London bis auf 16 Sekunden an Eliud Kipchoges Weltrekord herangekommen war. Wird es am 8. Oktober in Chicago so weit sein?

„Ich glaube, er ist Kipchoge 2.0“, sagte Martin Keino - der Sohn von Kenias Lauf-Legende Kip Keino arbeitet nach seiner eigenen Lauf-Karriere als Journalist - gegenüber „BBC Sport Africa“.

VCM News. Text: Jörg Wenig / AM / Race News Service