2:30:42 – den österreichischen Rekord um eine Sekunde verbessert
Exakter geht es nicht. Österreichs Langstreckenhoffnung Julia Mayer unterbot bei ihrem ers-ten richtigen Antreten im Marathon den bisherigen ÖLV-Rekord der Frauen nach furiosem Endspurt mit einer Zeit von 2:30:42 Stunden um eine Sekunde und schnappte sich als Draufgabe den Staatsmeistertitel. Mit Eva Wutti konnte sogar eine zweite österreihische Athletin unter 2:40 bleiben. Trotz schwieriger Vorbereitung errreichte sie in 2:37:49 das Ziel.
Für die 30-jährige Julia Mayer von der DSG Wien lief das Rennen über weite Strecken voll nach Plan. Abgeschirmt und geführt von ihren persönlichen Tempomachern Stephan Listabarth, Christoph Sander und Timon Theuer spulte Mayer fokussiert und konzentriert ihre Kilometer ab. Bei der Hälfte des Rennens lag sie mit 1:14:58 noch sehr gut im Rennen um die von ihr erhoffte Endzeit unter 2:30 Stunden.
Auch nach 25 Kilometern bzw. der „Aufwärmphase“, wie es Mayer im Nachhinein mit einem Schmunzeln bezeichnete, zwei Hoppalas bei den Verpflegungsstationen und einer Begegnung der ungewöhnlichen Art mit einem galoppierenden Pferd, das sie auf dem Parallelweg der Hauptallee begleitete, war die Welt für sie noch in Ordnung. So richtig begann das Rennen für die Marathonde-bütantin auf der zweiten Runde im Prater. „Plötzlich war Timon (Theuer) weg, danach auch meine anderen Pacemaker. Plötzlich habe ich meine Beine gespürt, plötzlich waren sie wie Blei.“ Trotz-dem sei der Lauf über die ersten 35 Kilometer „extrem geil“ gewesen. Die hohen Trainingsumfänge - Mayer hatte in der VCM-Vorbereitung bis zu 200 Kilometer wöchentlich trainiert und sogar kurzfristig ihren Lebensgefährten ausquartiert, um sich ganz auf den großen Tag vorbereiten zu können - sollten sich nun auszahlen.
Rennen für Mayer erst geil, dann taff und am Limit
Was danach folgte, war ein Kampf gegen die zunehmende Müdigkeit und vor allem gegen die Zeit. Bald war gewiss, dass sich eine Marke unter 2:30 Stunden nicht mehr ausgehen würde. Und die beruhigende Distanz zum bestehenden österreichischen Rekord auch nicht mehr allzu groß war. „Ich wusste auch, dass es auf den letzten beiden Kilometer nicht die leichteste Strecke ist, es war wirklich taff, ich war sehr am Limit.“ Die Gefühle auf den letzten Metern beschreibt Mayer in Bildern. „Der Strecke hat gebebt, die Hitze über dem Teppich geflimmert. Ich habe die Augen zugemacht und mich vom Publikum ins Ziel tragen lassen. Der Rekord gehört auch den Zuschauern.“ Mit ihren Qualitäten im Endspurt hielt Mayer die Uhr exakt bei 2:30:42 Stunden an, der bisherige ÖLV-Bestmarke der Frauen war damit Geschichte - mit dem denkbar knappsten Abstand von einer Sekunde.
Im Ziel hatte Mayer viele Attribute übrig, die die Freude über ihren Erfolg bekräftigten: „Ich bin irrsin-nig happy, es war wirklich geil. Im Moment sind es nur schöne Momente. Meine Familie ist da. Dan-ke auch an Wien, danke an das Veranstalterteam. Danke an alle erfahrene Marathonläufer, die mir wertvolle Tipps für den Tag nach einem solchen Wettkampf gegeben haben.“ Der Weg zu Olympia 2024 in Paris ist noch ein weiter, das weiß auch Mayer, aber auf die Erfahrungen in Wien lasse sich gut aufbauen.
Eva Wutti mit starker Leistung nach schwieriger Vorbereitung
Zum Drüberstreuen belohnte sich die neue Rekordlern auch noch mit dem national Meistertitel im Marathon. Mit der entthronten ÖLV-Rekordhalterin Eva Wutti (Club RunAustria), die nach einer durchwachsenen Vorbereitungsphase in starken 2:37:49 finishte, und Carola Bendl-Tschiedel (LG Wien, 2:54:22), liefen zwei weitere bekannte Athletinnen aufs Podest der Staatsmeisterschaftswertung. Eva Wutti hat jedenfalls gezeigt, dass mit ihr weiter zu rechnen ist. Nach einer immer wieder krankheitsbedingt unterbrochenen Vorbereitung mit durchschnittlich nur 70 Wochenkilometern hat die berufstätige Mutter einer Tochter eine sehr starke Leistung gezeigt. "Rendevouz in Paris" lautet ihr Ziel und ihre Hoffnung. Für die Olympischen Spiele 2024 in Frankreichs Hauptstadt darf man sie keinesfalls abschreiben.
40. Vienna City Marathon, Österr. Staatsmeisterschaften Frauen, Top 6
1. Julia Mayer (DSG Wien) 2:30:42 (ÖLV-Rekord)
2. Eva Wutti (Club RunAustria) 2:37:49
3. Carola Bendl-Tschiedel (LG Wien) 2:54:22
4. Nicole Herbst (LC Großpetersdorf) 2:58:31
5. Karin Freitag (LG-Decker Itter) 3:00:32
6. Sophie Grabner (LT Gmünd) 3:01:01