Der Valencia Marathon sorgte einmal mehr für außergewöhnliche Laufgeschichten. Ende Oktober stürzte eine Flutkatastrophe die Region ins Chaos. Mehr als 200 Menschen starben. Lange war nicht klar, ob der Marathon stattfinden würde. Erst zwei Wochen vor dem Start gab es grünes Licht. Mit Unterstützungshilfen für den Aufbau nach der Überschwemmung ging das Rennen am 1. Dezember wie geplant in Szene. Die Bühne war frei für sportliche Topleistungen. Einmal mehr hatten die Veranstalter auch Glück mit den Witterungsbedingungen.
Weltklasse-Siegerzeiten
Kenias Debütant Sebastian Sawe gewann das Rennen überraschend mit einer Weltklassezeit von 2:02:05 Stunden und platzierte sich damit auf Anhieb auf Rang fünf in der Liste der schnellsten Athleten aller Zeiten. Der Halbmarathon-Weltmeister stellte zudem eine Jahresweltbestzeit auf. Die Plätze zwei und drei belegten Deresa Geleta (Äthiopien) und Daniel Mateiko (Kenia), die 2:02:38 beziehungsweise 2:04:24 liefen.
Bei den Frauen siegte die Äthiopierin Megertu Alemu, die mit 2:16:49 eine Weltklassezeit erreichte. Noch zwei weitere Läuferinnen blieben unter 2:20:00 Stunden: Stella Chesang (Uganda) folgte als Zweite in 2:18:26 vor Tiruye Mesfin (Äthiopien), die nach 2:18:35 im Ziel war.
Elf nationale Rekorde!
Als Fünfter erreichte der 42-jährige Schweizer Tadesse Abraham mit 2:04:40 im letzten Marathonrennen seiner Karriere einen nationalen Rekord. Zehn Läufer erreichten auf der schnellen Strecke in Valencia Zeiten von unter 2:05:00. Darunter der Deutsche Samuel Fitwi, der in 2:04:56 den nationalen Rekord von Amanal Petros um zwei Sekunden unterboten hat. Herausragend auch Europameister Richard Ringer in persönlicher Bestzeit von 2:05:47 auf Rang 14. Bei den Frauen sorgte die Tschechin Moira Stewartova in 2:23:44 auf Rang neun den Landesrekord. Insgesamt wurden in dem Rennen diese elf nationalen Rekorde erzielt.
Tadesse Abraham | Schweiz 2:04:40
Maru Teferi | Israel 2:04:45
Samwel Fitwi | Deutschland 2:04:56
Yohannes Chiapinelli | Italien 2:05:24
Andy Buchanan | Australien 2:06:22
Felicien Muhitira | Ruanda 2:06:54
Cristhian Zamora | Uruguay 2:09:04
Robi Syianturi | Indonesien 2:17:16
Stella Chesang | Uganda 2:18:26
Moira Stewartová | Tschechien 2:23:44
Nóra Szabó | Ungarn 2:25:52
Marathon für die Schnellen
28.473 Läufer*innen schafften es ins Ziel. Darunter sehr viele Hobbyläufer*innen mit Leistungsorientierung. Mehr als 500 haben die Zeit von 2:30 Stunden unterboten, mehr als 5.000 knackten die 3-Stunden-Marke! Valencia hat sich zu einem Marathon-Hotspot besonders für die ambitionierten Freizeitsportler*innen entwickelt.
Österreich stark vertreten
In der österreichischen Laufcommunity sorgte das Antreten eines Top-Trios mit ÖLV-Rekordhalter Peter Herzog (2:10:06), Mario Bauernfeind (2:12:49) und Andreas Vojta (2:13:43) im Vorfeld für Interesse. Dem 37-jährigen Herzog gelang in 2:12:18 Stunden zum zweiten Mal in diesem Laufherbst ein starkes Rennen. In Berlin war er zuvor um zehn Sekunden schneller gewesen.
Andreas Vojta kam in 2:18:27 als zweitbester Österreicher ins Ziel und blieb damit nach einer guten Vorbereitung doch deutlich unter seinen Fähigkeiten. Mit dem ehemaligen Marathon-Staatsmeister und M40-Läufer Martin Mistelbauer in 2:23:22 und Lukas Gärtner in 2:28:49 erreichten zwei weitere Österreicher starke persönliche Bestzeiten. Mario Bauernfeind konnte aufgrund einer akuten Verkühlung leider nicht antreten. Schnellste Österreicherin war Antonia Luchini in 3:06:32.
Peter Herzog: Aus den Umständen das Beste gemacht
Peter Herzog hatte nach seinen 2:12:08 beim Berlin Marathon gespürt, dass noch mehr für ihn drin ist. In Absprache mit der Uni Salzburg, wo er Sportwissenschaften studiert, war ein zweiwöchiges Trainingslager in St. Moritz möglich. Eine Infektion ausgerechnet eine Woche vor dem Rennen bremste ihn jedoch beim Traum, als erster Österreicher einen Marathon in 2:09 zu laufen.
Peter Herzog in einer ersten Reaktion nach dem Rennen: „Ich darf zufrieden sein, die Marathon-Stabilität spricht für sich. Es war diesmal eine Prise Pech dabei. Ein Infekt am Wochenbeginn hat mich sehr geschwächt. Ich bin nach Valencia gekommen, weil ich immer gespürt habe, dass etwas Großes in mir drin ist. Nach dem Berlin Marathon sind meine Leistungen noch besser geworden. Die letzten Tage waren aber hart. Nebenhöhlen und Nase waren zu.“
Bis zur Hälfte lag er sogar auf Rekordkurs. Die Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:04:51 ließ alle Möglichkeiten offen. Herzog: „Leider war ab Kilometer 30 der Stecker draußen. Ich habe nicht mehr gewusst, wie ich es ins Ziel schaffen soll. Als ich 2:12 gesehen habe, war ich überrascht. Ich hatte gedacht, dass es viel langsamer wird. Man sucht im Marathon oft den perfekten Tag, aber man muss aus den Umständen das Beste machen und kämpfen. Das habe ich heute jedenfalls gemacht.“
Mit seinen zwei 2:12-Marathons von Berlin und Valencia hat er gute Aussichten, es in den Top-100 der Qualifikations-Rangliste für die Weltmeisterschaften in Tokio 2025 zu schaffen. Der Österreichische Leichtathletik-Verband fordert jedoch zusätzlich eine Zeit von zumindest 2:10:00 (bei Frauen 2:28:00), sodass zumindest derzeit keine WM-Teilnahme winkt.
Das Spitzenrennen der Männer
Die Spitzengruppe der Männer lief von Anfang an ein Tempo, das im Bereich von einer Zielzeit von 2:02:30 Stunden lag. Nach 29:03 Minuten passierte die Gruppe den 10-km-Punkt, die Halbmarathon-Marke wurde nach 61:18 erreicht. Zu diesem Zeitpunkt lief Kenenisa Bekele noch in der ersten Gruppe mit. Doch bald darauf verlor der 42-jährige äthiopische Rekordhalter (2:01:41) den Kontakt zur Spitze und nach der 30-km-Marke gab er auf.
Kurz nachdem die Spitzengruppe den 30-km-Punkt in 1:27:22 Stunden passiert hatte, konnte auch der Titelverteidiger Sisay Lemma das Tempo nicht mehr halten und fiel zurück. Der Äthiopier, der vor einem Jahr den Streckenrekord auf 2:01:48 verbessert hatte, dann beim Boston-Marathon triumphiert hatte und auf Olympia verletzungsbedingt verzichten musste, hatte bei 35 km bereits einen Rückstand von fast einer Minute und wurde am Ende Zehnter. Sieben Kilometer vor dem Ziel lief Daniel Mateiko unmittelbar vor Deresa Geleta und Sabastian Sawe an der Spitze, doch dann war es Sawe, der sich mit einer Tempoverschärfung entscheidend absetzte. Der Halbmarathon-Weltmeister lief Kilometer 37 in 2:45 und den folgenden Abschnitt in 2:48. Am Ende rannte der 29-Jährige mit 2:02:05 das zweitschnellste Marathon-Debüt aller Zeiten. Schneller war nur der zwischenzeitlich verstorbene Marathon-Weltrekordler Kelvin Kiptum (Kenia), der vor zwei Jahren in Valencia mit 2:01:53 gewonnen hatte.
Das Spitzenrennen der Frauen
Das Rennen der Frauen lief lange Zeit auf ein Ergebnis im Bereich von 2:14:30 bis 2:14:45 Stunden hinaus. Doch im letzten Teil konnte Megertu Alemu, die die Halbmarathon-Marke nach 67:15 passiert hatte, das Tempo nicht mehr halten und auch der Streckenrekord von ihrer äthiopischen Landsfrau Amane Shankule (2:14:58) geriet außer Reichweite. Während Shankule zwar angekündigt war, aber nicht startete, lief Alemu schließlich nach hochklassigen 2:16:49 ins Ziel. Stella Chesang, die bis zur Halbmarathon-Marke noch mit Alemu Schritt mitgehalten hatte, verbesserte als Zweite ihren ugandischen Landesrekord auf 2:18:26.
Zwei Läuferinnen der Altersklasse W40 zeigten herausragende Rennen. Die US-Amerikanerin Sara Hall jubelte nach 2:23:45 im Ziel. Die Irin Fionnuala McCormack folgte nur eine Sekunde dahinter.
Top-Ergebnisse
Männer:
1. Sabastian Sawę KEN 2:02:05
2. Deresa Geleta ETH 2:02:38
3. Daniel Mateiko KEN 2:04:24
4. Alphonce Simbu TAN 2:04:38
5. Tadesse Abraham SUI 2:04:40
6. Chimdessa Debele ETH 2:04:44
7. Maru Teferi ISR 2:04:45
8. Hillary Kiokoech KEN 2:04:45
9. Samuel Fitwel GER 2:04:56
10. Sisay Lemma ETH 2:04:59
Frauen:
1. Megertu Alemu ETH 2:16:49
2. Stella Chesang UGA 2:18:26
3. Tiruye Mesfin ETH 2:18:35
4. Evaline Chirchir KEN 2:20:33
5. Majida Maayouf ESP 2:21:43
6. Chimdesa Kumsa ETH 2:21:54
7. Laura Luengo ESP 2:22:31
8. Isobel Batt-Doyle AUS 2:22:59
9. Moira Stewartova CZE 2:23:44
10. Sara Hall USA 2:23:45
VCM News / Text: Jörg Wenig, AM / Race News Service