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New York-Marathon mit „Weltrekord“ von 55.646 Finishern

Abdi Nageeye und Sheila Chepkirui gewinnen. Neu: Sydney ist Teil der Majors-Serie

Der New York City Marathon machte sich (wieder) zum teilnehmerstärksten Marathon der Welt. Mit 55.646 Finishern im Central Park überholte das Event den Berlin Marathon, der bei seiner 50. Auflage 54.280 Läufer*innen im Ziel feierte. Davor hatte es in Paris heuer mit 54.175 eine etwas kleinere Finisherzahl gegeben.

Sieger in New York war Abdi Nageeye, der als erster Niederländer das prestigeträchtige Rennen gewonnen hat. Mit 2:07:39 setzte sich der 35-Jährige etwas überraschend gegen die Kenianer Evans Chebet und Albert Korir, den VCM-Sieger von 2017, durch, die nach 2:07:45 beziehungsweise 2:08:00 im Ziel waren. Vierter wurde Olympiasieger und Titelverteidiger Tamirat Tola (Äthiopien) in 2:08:12.

Schnellste Frau war bei dem Marathon-Spektakel in New York die Kenianerin Sheila Chepkirui. Sie gewann in 2:24:35 vor ihrer Landsfrau Hellen Obiri, die als Titelverteidigerin angetreten war und nach 2:24:49 ins Ziel lief. Als Dritte machte Vivian Cheruiyot in 2:25:21 ein rein kenianisches Podium perfekt.

Neuigkeiten produzierte das New-York-Marathon-Wochenende auch durch die Erweiterung der World Marathon Majors Serie. Sydney wurde als Nummer sieben in den Kreis der Majors aufgenommen. Neben den Events in New York, Boston, Chicago, London und Berlin kam 2013 Tokio in die Runde dazu. Derzeit befinden sich Kapstadt und Shanghai im Aufnahmeprozess. In 1-2 Jahren könnten die Majors somit auf neun Events anwachsen.

Das Rennen der Männer in New York

Traditionell gibt es beim New York-Marathon keine Tempomacher. Dies führte, wie oftmals in Vergangenheit, dazu, dass das Tempo lange Zeit sehr verhalten war. Bei kühlen Temperaturen von 6 bis 10 Grad Celsius und Sonne erreichte eine Gruppe von 13 Männern die Halbmarathon-Marke nach 65:33 Minuten.

Hochspannung bis zum Schluss

Erst im Bereich der 26-km-Marke gab es einen ersten ernsthaften Vorstoß und eine Tempoverschärfung. Der zweimalige Boston-Sieger Evans Chebet setzte sich an die Spitze und riss die Führungsgruppe auseinander. Lediglich Tamirat Tola, Abdi Nageeye sowie die Kenianer Geoffrey Kamworor, Albert Korir und Wesley Kiptoo konnten folgen. Kurz vor Kilometer 30 fiel Kiptoo zurück und als Chebet kurz vor 35 km wiederum das Tempo anzog, konnten zunächst Korir und dann auch Tola nicht mehr folgen. Das spannende Ausscheidungsrennen setzte sich fort: Bei Kilometer 38 konnte der zweimalige New York-Sieger Kamworor nicht mehr Schritt halten. Im Zweikampf zwischen Abdi Nageeye und Evans Chebet wurde in der Folge offenbar etwas das Tempo verschleppt. Plötzlich tauchte Vorjahressieger Tamirat Tola im Hintergrund wieder auf und konnte den Abstand bis auf ungefähr sechs Sekunden verkürzen. Doch Chebet sah die Gefahr und legte wiederum zu. Nun war Tola endgültig geschlagen. Aber der Kenianer hatte vielleicht durch die mehrfachen Tempoverschärfungen zu viel Kraft verloren. Auf den letzten zwei Kilometern sah der in Somalia geborene Abdi Nageeye deutlich frischer aus. Als der Holländer dann wenige hundert Meter vor dem Ziel einen langen Spurt anzog, war Chebet geschlagen.

Traum oder Wirklichkeit

„Ich habe mir gedacht: träume ich oder gewinne ich hier wirklich New York“, sagte Abdi Nageeye, der 2021 bei Olympia in Sapporo (Japan) die Silbermedaille gewonnen hatte und dann zweimal in Rotterdam triumphierte (2022 und 2024). In diesem Frühjahr verbesserte er dort seine persönliche Bestzeit auf 2:04:45. Sein großes Ziel war dann der Olympia-Marathon in Paris, doch dort kam er nicht ins Ziel. „Die Olympischen Spiele waren eine große Enttäuschung für mich. Aber das hat mich angetrieben“, sagte Abdi Nageeye, der in New York zum größten Sieg seiner Karriere lief. „Ich wusste, wenn ich bei 35 oder 36 km noch vorne dabei bin, dann würde ich gewinnen - aber ich kann es trotzdem noch nicht glauben!“

Schweizerin Fabienne Schlumpf mit Top-Rennen

Ganz ähnlich lief das Rennen der Frauen. Ohne Tempomacher war das Tempo der hochkarätig besetzten Spitzengruppe eher langsam. 20 Läuferinnen passierten die 10-km-Marke nach 35:24 Minuten, was auf eine Endzeit von 2:29:30 hindeutete. Sheila Chepkirui machte das Rennen dann ein wenig schneller und führte die Spitzengruppe nach 1:13:59 über die Halbmarathon-Marke und nach 1:27:55 über den 25-km-Punkt.

Bei 30 km (1:44:47/2:27:20-Tempo) waren noch zehn Läuferinnen in der ersten Gruppe, darunter auch die Schweizer Rekordlerin Fabienne Schlumpf, die am Ende einen starken fünften Platz belegte (2:26:31). In der Folge wurde es schneller und die Gruppe hatte sich bis 35 km halbiert. Die Olympia-Dritte Hellen Obiri, Sheila Chepkirui, Vivian Cheruiyot (alle Kenia), die Äthiopierin Senbere Teferi und die aus Kenia stammende Eunice Chumba (Bahrain) liefen an der Spitze. Teferi fiel als erste vor Kilometer 37 zurück, Chumba konnte kurz danach nicht mehr mithalten. Zwei Kilometer vor dem Ziel war schließlich auch Cheruiyot geschlagen. Im Zweikampf mit der starken Sheila Chepkirui, die sehr viel Führungsarbeit geleistet hatte, ging dann auf den letzten paar hundert Metern Hellen Obiri die Kraft aus. So lief die 33-jährige Chepkirui zum größten Sieg ihrer Karriere.

New York City Marathon, 3.11.2024

Ergebnisse, Männer:
1. Abdi Nageeye        NED    2:07:39
2. Evans Chebet        KEN    2:07:45
3. Albert Korir            KEN    2:08:00
4. Tamirat Tola        ETH    2:08:12
5. Geoffrey Kamworor        KEN    2:08:50
6. Conner Mantz        USA    2:09:00
7. Clayton Young         USA    2:09:21
8. Abel Kipchumba        KEN    2:10:39

Frauen:
1. Sheila Chepkirui        KEN    2:24:35
2. Hellen Obiri            KEN    2:24:49
3. Vivian Cheruiyot        KEN    2:25:21
4. Eunice Chumba        BRN    2:25:58
5. Fabienne Schlumpf        SUI    2:26:31
6. Sara Vaughn         USA    2:26:56
7. Senbere Teferi        ETH    2:27:14
8. Jessica McClain        USA    2:27:19


VCM News / Text: Jörg Wenig, AM / Race News Service