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Peter Herzog nach dem Berlin-Marathon: „Ich habe noch Träume“

Österreichs Marathon-Rekordhalter im Gespräch

Peter Herzog jubelte beim BMW Berlin-Marathon am vergangenen Sonntag nach 2:12:08 als bester Österreicher im Ziel. In einem gleichmäßigen und kontrollierten Rennen holte er sogar den Sieg in der Altersklasse M35.

Seit vier Jahren war kein ÖLV-Athlet so schnell gelaufen. Damals hatte er in London den gültigen österreichischen Rekord von 2:10:06 erzielt. Ein großartiges Comeback für den Olympiateilnehmer von Tokio 2021 nach vielen Rückschlägen!

Heuer im Frühjahr hatte er mit 2:15:29 beim Vienna City Marathon schon gezeigt, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Ein sehr guter Trainingssommer brachte den 37-Jährigen, der von Johannes Langer trainiert wird, zurück auf die Erfolgsspur. Von den sechs besten Leistungen österreichischer Marathonläufer stammen vier von Peter Herzog – eine beeindruckende Konstanz.

Für den zweifachen Vater und Studenten der Sportwissenschaft an der Uni Salzburg hat nun das Semester wieder begonnen. Wir haben fünf Tage nach dem Marathon mit Peter Herzog gesprochen.

VCM News: Kannst du den Weg zum Berlin-Marathon nochmals Revue passieren lassen?

Peter Herzog: Der Sommer war einfach perfekt. Ich habe die Freude am Laufen wiedergefunden. Davor hatte ich wenig Fitness. Nach dem VCM im April konnte ich wegen der Uni wenig trainieren. Als ich am 5. Juli nach St. Moritz gegangen bin, war ich mir nicht sicher, wie der Körper nach den Problemen der Jahre davor wieder mitmacht. Ich war mir auch nicht sicher, ob ich es wirklich will, zweimal am Tag zu trainieren und in eine echte Marathonvorbereitung zu gehen. Aber die letzten drei Monaten waren ein Wahnsinn im positiven Sinn. Ich bin mental ins Gleichgewicht gekommen, habe mich 5-6 Jahre jünger gefühlt und konnte die Trainings hervorragend machen. Ich habe gemerkt, dass es in Berlin in eine gute Richtung gehen kann, aber es war doch auch das Selbstvertrauen aufgrund der vielen Rückschläge nicht ganz da. Dass es so gut gelaufen ist, war fantastisch.

Das 50. Jubiläum, 54.280 Finisher, der größte Marathon ever: Merkt man das als Läufer an der Atmosphäre?

Peter Herzog: Die Stimmung auf der Strecke war jedenfalls bombastisch. Links und rechts waren nur Leute, die angefeuert haben. Eine Stimmung wie bei der Rad-WM, unglaublich dicht und total lässig. Über andere Bereiche der Veranstaltung wie die Expo kann ich nichts sagen.

Wie hast du den Marathon bisher verdaut?

Peter Herzog: Sehr gut, vielleicht sogar zu gut. Es ist mein Eindruck, dass es noch nicht alles gewesen ist. Im Rennen war ich nie so richtig am Limit. Das Gefühl sagt mir, ich möchte schon wieder voran gehen. Ich bin aber nicht sicher, ob diese Gedanken nicht gefährlich sind.

Du hast gesagt, im Berlin-Ziel warst du zunächst eher wenig emotional. Manchmal braucht es Zeit, bis ein Bild entsteht und man Ereignisse verarbeitet. Wie kannst du es mit ein paar Tagen Abstand beschreiben?

Peter Herzog: Ich bin über meinen Zustand und das Ergebnis sehr zufrieden. Wir haben zwischendurch Zeit verloren, hinten raus habe ich wieder aufgeholt. Mit dem Rennen in Berlin habe ich wieder einen Anker geworfen. Das Selbstvertrauen ist wieder da.

Die Uni hat wieder begonnen. Hast du weitere Ziele und wie kannst du nun Zeit und Ressourcen fürs Laufen finden?

Peter Herzog: Jetzt ist alles noch frisch, der Uni-Start und der Berlin Marathon. Die Autofahrten nach Salzburg und die Zeit in den Vorlesungen machen es nicht einfach. Ich muss planen und überlegen. Ich habe das Streben nach mehr und nach vorne. Ich habe noch Träume. Wenn ich jetzt weiter trainieren könnte und wenn der Körper mitspielt, kann ich noch mehr probieren.

Vielen Dank und alles Gute!


Interview: Andreas Maier