Die Lauf-Highlights der Olympischen Spiele: Superstars. Marathons. Infos auf einen Blick.
Mit 1. August starten in Paris die Leichtathletikbewerbe der Olympischen Spiele. Die größte Sportbühne der Welt für die Besten der Besten begeistert ein riesiges Publikum – da kann von den dahinterstehenden Institutionen und bestehenden Kontroversen halten, was man will. Vielfalt, Wettkampf, unglaubliche Fähigkeiten der Athlet*innen und eine mitreißende Atmosphäre zeichnen die Spiele aus.
Hilfreiche Olympia-Spots
- World Athletics: Zeitplan, Startlisten, Live-Ergebnisse, Internationales
- ÖLV: News zu den österreichischen Leichtathlet*innen
- ÖOC: News zum österreichischen Olympiateam
- Marathonstrecke: Männer 10. August, Frauen 11. August, Start jeweils 8:00 Uhr
- ORF / ORF Sport+ überträgt das gesamte Programm. Eurosport sowie ARD / ZDF senden ebenfalls aus Paris.
Österreichs Leichtathletik-Team
Österreich ist mit Julia Mayer im Marathon und Raphael Pallitsch über 1500m in zwei Laufdisziplinen vertreten. Dazu starten Markus Fuchs (100m), Enzo Diessl (110m Hürden), Susanne Gogl-Walli (400m) und die beiden aussichtsreichen Werfer Victoria Hudson (Speer) und Lukas Weißhaidinger (Diskus).
Über die Marathons (Eliud Kipchoge! Julia Mayer!) werden wir eigene Vorschauen bringen. Am Freitag, 2. August, 11:32 Uhr, startet bereits Raphael Pallitsch im 1500m-Vorlauf.
Update 2.8.: Raphael Pallitsch kam in seinem Vorlauf in 3:38,20 Minuten auf Rang elf und verpasste damit die für das Semifinale nötige Top-6 Platzierung klar. Am Samstag, 3. August, 19:15 Uhr hat er im Hoffnungslauf eine weitere Chance.
„So viel gestoßen und getreten bin ich noch nie geworden. Da kann man Kampfsport dazu sagen”, kommentierte er. Von Beginn weg kam Pallitsch nie gut in Position. Nach schnellem Beginn lag er kurzzeitig zwar an der Spitze des 15-köpfigen Feldes. Das Tempo entwickelte sich jedoch nicht, er fand auch nicht den Weg auf die Innenbahn. Im Kampf um die Plätze kamen einige Male die Ellbogen zum Einsatz. Pallitsch fiel zurück ans Ende des Feldes, vorne wurde gleichzeitig die Geschwindigkeit höher. Er hielt zwar stets den Anschluss und versuchte sich nach vor zu arbeiten. Im Finish machte er ein paar Plätze gut. Auf den erhofften sechsten Rang fehlten am Ende 0,86 Sekunden. Das klingt nicht viel, drückt aber doch einen nicht aufzuholenden deutlichen Rückstand aus.
Auf den letzten paar Metern holte er nicht mehr das Letzte aus sich heraus, um diese Energie beim Hoffnungslauf einsetzen zu können. Auch wenn er von diesem neuen Format nicht viel hält - “kompletter Nonsens” - wird er sein Bestes geben, um den Aufstieg zu schaffen. Aus zwei Hoffnungsläufen ("Repechage Round") kommen jeweils die Top-3 ins Semifinale.
Update “Repechage”: “Der Ofen war einfach aus”, musste Raphael Pallitsch nach dem Hoffnungslauf am Samstag, 3. August eingestehen. Das tut einer grandiosen Saison keinen Abbruch. In seinem zweiten Auftritt bei Olympia 2024 kam er in 3:39,32 Minuten über den 13. und letzten Platz in seinem Rennen nicht hinaus. Die Müdigkeit vom Vorlauf steckte noch in den Beinen. Es war wohl auch sein Formhöhepunkt schon im Juni bei der Europameisterschaft erreicht, wo er im Finale auf Rang sechs lief.
„Mental und taktisch war das heute sicher die bessere Leistung, physisch sicher die schlechtere. Ich war einfach leer, zwei so schnelle Rennen über 1500m an zwei Tagen auf internationalem Niveau bin ich einfach nicht gewohnt, hatte ich auch noch nie. Ich habe heute bald die Position im Rennen gefunden die ich haben wollte, habe auch taktisch besser exekutiert und mich zwei Mal im Zweikampf durchgesetzt. Aber schon nach 600m wurden die Beine schwer und die Lunge hat gebrannt. Vielleicht war auch der Saisonzeitpunkt schon ungünstig für mich und der Ofen schon aus“, wird Pallitsch vom ÖLV zitiert.
Der Einzug ins Semifinale wäre mit einem Top-Rennen in der ersten Runde für ihn machbar gewesen. Wie hoch die Qualität über 1500m ist, zeigte der Kampf um die Finalteilnahme. Im “langsameren” der beiden Halbfinalbewerbe brauchte man 3:33,02 Minuten für den Aufstieg. Im schnelleren Lauf waren sogar 3:32,73 Minuten nötig.
Raphael Pallitsch: Never give up!
Die unglaubliche Story des Burgenländers aus Oggau drückt den olympischen Spirit dennoch auf besondere Weise aus. Von Kindheit und Jugend an war er Teil der österreichischen Leichtathletikszene. Im Alter von 22 Jahren war er drauf und dran, sich für die Olympischen Spiele von London 2012 zu qualifizieren. Über 800m fehlten ihm mit der Zeit von 1:46,67 Minuten lediglich 0,34 Sekunden. Eine Verletzung am Großzehengrundgelenk beendete drei Jahre später jenen Abschnitt, den er heute als „1. Karriere“ bezeichnet. Pallitsch schloss sein Studium (Bewegung und Sport, Katholische Religion) ab und begann als Lehrer zu arbeiten.
„Raphi“ ging All-in
Doch „eine Glut war noch vorhanden“, wie er zuletzt bei einer Pressekonferenz des ÖOC in Paris sagte.
Das durch eine Verletzung erzwungene Ende der sportlichen Laufbahn wollte er so nicht hinnehmen. Er begann wieder damit, aktiv und regelmäßig zu trainieren. Seit 2021 war er auf nationaler Ebene wieder ein Faktor. Er gewann mehrere Staatsmeistertitel, kündigte seinen Lehrerjob und steigerte sich weiter auf internationales Niveau. All das in Eigenregie als sein eigener Coach, der sich akribisch mit Methoden und neuen Erkenntnissen auseinandersetzte. 2023 schaffte er die Teilnahme an den Weltmeisterschaften in Budapest. Hier war zum ersten Mal klar, dass auch die Olympiaqualifikation in Reichweite liegt.
Krönung von herausragendem Laufjahr
2024 „war von A-Z die perfekte Saison für mich bisher, die Olympia-Quali war natürlich dann die Krönung“, sagte er. Er erzielte ÖLV-Rekorde über 1500m in der Halle (3:37,36 min) und im Freien (3:33,59 min). Bei den Europameisterschaften im Juni in Rom lief er mit einem sensationellen Finish auf den sechsten Platz.
Am Freitag, 2. August startet er nun im dritten von drei Vorläufen, u.a. mit Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen im Rennen. Die ersten sechs dieses Vorlaufs steigen ins Semifinale auf. Er muss voll auf dem Höhepunkt sein, aber die Chance zum Weiterkommen ist vorhanden. Eine neu eingeführte Hoffnungsrunde, die am Samstag, 19:15 Uhr stattfindet, würde eine weitere Möglichkeit zum Aufstieg bieten.
Der Weg zu Olympia war für den 34-Jährigen bereits eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Die Daumen sind gedrückt, dass sie in Paris so lange wie möglich weiterläuft.
Kampf um Gold mit Jakob Ingebrigtsen
Das 1500m-Finale am 6. August verspricht in jedem Fall ein Highlight zu werden. Norwegens Läufer-Star Jakob Ingebrigtsen will versuchen, in Paris sowohl die 1.500 m als auch die 5.000 m zu gewinnen. Vor drei Jahren triumphierte er bereits bei den Spielen in Tokio über die Mittelstrecke. Doch bei den Weltmeisterschaften in den Jahren 2022 und 2023 musste er sich jeweils einem Schotten geschlagen geben: Jake Wightman und Josh Kerr. Kann ihn Josh Kerr in Paris erneut bezwingen? Ingebrigtsen zeigte zuletzt absolute Topform, jedoch hatte ihn etwas früher in der Saison ausgerechnet Josh Kerr in einem Meilenrennen in Eugene besiegt. Ein spannender Zweikampf zeichnet sich ab. Vielleicht kann auch der Kenianer Timothy Cheruiyot eine Rolle spielen.
VCM News / AM