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It’s Marathon-Time bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest

Am Samstag, 7:00 Uhr starten die Frauen mit Julia Mayer, am Sonntag laufen die Männer

Aktuell läuft in Budapest die Leichtathletik-WM. Nur gut zweieinhalb Reisestunden von Wien entfernt finden dieses globale Sporthighlight im neu errichteten Nemzeti Atlétikai Központ (Nationales Leichtathletik-Zentrum) statt. In wenigen Tagen werden die Marathons in Szene gehen. Am Samstag, 26. August laufen die Frauen, am Sonntag die Männer. Start ist jeweils um 7:00 Uhr. Aus Österreich ist Rekordhalterin Julia Mayer vertreten. Nach ihrem Marathondebüt mit ÖLV-Rekord von 2:30:42 Stunden ist sie die erste Österreicherin überhaupt, die bei einem WM-Marathon an den Start gehen wird.

Männliche Marathonläufer aus Österreich waren schon mehrfach vertreten, zuletzt Valentin Pfeil in London 2017 mit einem sehr starken Auftritt. In 2:16:28 Stunden erreichte er den 23. Platz. Damit wurde er achtbester Europäer und holte die bisher beste Platzierung eines Österreichers bei einem WM-Marathon.

Österreichs Team in Budapest

Das österreichische Athlet*innenteam besteht aus acht Personen. Speerwerferin Victoria Hudson auf Rang fünf und Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger auf Rang sieben sorgten für Weltklasseleistungen. Über 1.500 Meter zeigte Raphael Pallitsch einen beachtlichen Auftritt. Er steigerte in 3:36,47 Minuten seine persönliche Bestzeit um fast zwei Sekunden und wurde damit viertschnellster Österreicher „ever“ auf dieser Distanz. Nur Günther Weidlinger, Robert Nemeth und Andreas Vojta waren (knapp) schneller.

Marathonstrecke auf 4-Runden-Kurs durch die Innenstadt

Für die Marathonläufe reisen sicher viele Fans auch aus Wien an. Julia Mayer (DSG Wien) kann auf dem Stadtkurs mit Start und Ziel am Heldenplatz mehrfach angefeuert werden. Ein 10 Kilometer langer Rundkurs führt auf einer langen Geraden vom Heldenplatz durch die Innenstadt. Die bekannte Kettenbrücke wird auf jeder der vier Runden zweimal überquert.



Julia Mayer will „mit besten Europäerinnen mitlaufen“

Mit ihrem Top-Debüt beim Vienna City Marathon in österreichischer Rekordzeit von 2:30:42 Stunden hat sich Julia Mayer für die WM qualifiziert. Gemeinsam mit starken Halbmarathonleistungen schaffte sie über das World Ranking den Sprung in das erlesene Feld.

Nach dem VCM und entsprechender Erholung startete sie die Vorbereitung auf ihre WM-Premiere. Zwei Monate Höhentraining in Livigno, Italien, brachte eine starke Basis. „Ich will in Budapest abrufen, was ich kann, und mit den schnellsten Europäerinnen mitlaufen“, sagte sie.

Eine Steigerung ihrer Bestzeit wird beim Meisterschaftsrennen in Budapest wohl nicht möglich sein. Sonnige Verhältnisse mit rund 22°C zur frühen Startzeit sind angesagt, danach wird es wohl rasch wärmer werden. Vielmehr geht es um die Einordnung im Feld und den Vergleich mit Läuferinnen von ähnlichem Leistungspotenzial. „Ich bin auf alles vorbereitet“, so Mayer. Auch für eine schnelle Startphase auf den ersten Kilometern hat sie eigens trainiert, um nicht im Meisterschaftsrennen früh den Anschluss zu verlieren.

Als einziges Testrennen hat sie am 6. August in Wien einen Halbmarathon im Rahmen des Sommerlaufcups absolviert. Bei windigen Bedingungen, aber sehr angenehmen Temperaturen ist sie in der Prater Hauptallee in 1:13:18 Stunden gelaufen. Am Ende einer harten Trainingswoche eine zufriedenstellende Leistung.

Frauen-Marathon auf einen Blick


Samstag, 26. August, 7:00 Uhr
Weltmeisterin 2022: Gotytom Gebreslase (Äthiopien)
Europameisterin 2022: Aleksandra Lisowska (Polen)
Olympiasiegerin 2021: Peres Jepchirchir (Kenia)

Der ORF überträgt ab 6:55 Uhr das Rennen im Stream in der ORF TVthek, ab 9:30 Uhr live auf ORF Sport+.

Eurosport sendet ab 7:00 Uhr live.

Wer sind die Favoritinnen?

Zwei der drei WM-Medaillengewinnerinnen des vergangenen Jahres werden auch in Budapest starten: Die Äthiopierin Gotytom Gebreslase will ihren in Eugene gewonnenen Titel verteidigen, zudem steht auch die WM-Dritte Lonah Salpeter (Israel) auf der Meldeliste. Beide weisen mit 2:18:11 (Gebreslase) beziehungsweise 2:17:45 Stunden Weltklasse-Bestzeiten auf. Allerdings sind sie damit bei weitem nicht die schnellsten Athletinnen auf der Liste.

Äthiopien schickt ein extrem flottes Quartett nach Ungarn. Neben Gotytom Gebreslase, die als Titelverteidigerin über eine Wildcard verfügt, sollen Amane Shankule, die im Dezember sensationell den Valencia-Marathon in 2:14:58 gewonnen hatte, Tsehay Gemechu (Bestzeit: 2:16:56) und Yalemzerf Yehualaw (2:17:23) in Budapest laufen. Herausgefordert werden die Äthiopierinnen sicherlich von ihren kenianischen Konkurrentinnen. Stärkste Kenianerin dürfte Rosemary Wanjiru sein, die nach einem glänzenden Debüt in Berlin 2022 in diesem Jahr den Tokio-Marathon in 2:16:28 gewann und damit auch die Jahresweltbestzeit hält.

Acht Läuferinnen stehen auf der WM-Meldeliste mit Bestzeiten von unter 2:20:00. Darunter ist auch die ehemalige US-Rekordlerin Keira D’Amato (2:19:12).

Melat Kejeta (Laufteam Kassel) ist die einzige deutsche Läuferin im WM-Marathon. Ihr vorletztes Rennen ist knapp über zwei Jahre her: Damals lief sie beim olympischen Marathon in Sapporo (Japan) auf einen hervorragenden sechsten Platz und zeigte die wohl beste Leistung ihrer Karriere. Nach einer Schwangerschafts-Pause meldete sich Melat Kejeta Ende Mai beim Ottawa-Marathon zurück und schaffte „Last Minute“ mit 2:27:51 noch ganz knapp die WM-Qualifikation.

Gemessen an ihrer Bestzeit von 2:23:57 ist Melat Kejeta Nummer 22 auf der Meldeliste. Doch diese Zeit sagt nicht mehr viel aus. Vor zwei Jahren dürfte sie das Vermögen gehabt haben, Zeiten von unter 2:20:00 zu laufen. Jetzt ist die Frage, wo Melat Kejeta inzwischen wieder steht. „Abgesehen von einem leichten Problem im Becken-Bereich, geht es mir gut. Das ist nicht schlimm und ich konnte normal trainieren“, sagt Melat Kejeta, die sich in Kenia auf den WM-Marathon vorbereitet hat. „Ich habe gesehen, dass das Rennen stark besetzt sein wird. Mein Ziel ist es, eine Top-10-Platzierung zu erreichen, ich werde mein Bestes geben.“ Die 30-Jährige wird in Budapest auch die Uhr im Blick haben, denn sie hat bisher noch nicht die Olympia-Norm von 2:26:50 unterboten. „Ich werde auf jeden Fall auch auf die Zeit schauen.“

Männer-Marathon auf einen Blick


Sonntag, 27. August, 7:00 Uhr
Weltmeister 2022: Tamirat Tola (Äthiopien)
Europameister 2022: Richard Ringer (LC Rehlingen)
Olympiasieger 2021: Eliud Kipchoge (Kenia)
Deutsche WM-Starter: Haftom Welday (Hamburger Laufladen), Tom Gröschel (TC Fiko Rostock), Johannes Motschmann (SCC Berlin)
Schweiz: Adrian Lehmann (LV Langenthal), Simon Tesfay (LC Uster)

Mit dem Titelverteidiger Tamirat Tola wird am Schlusstag der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest der Marathon gestartet. Der Äthiopier war vor einem Jahr bei der WM in Eugene überraschend souverän zur Goldmedaille gestürmt. Mit seiner Bestzeit von 2:03:39 Stunden ist Tamirat Tola auch der schnellste Läufer auf der WM-Meldeliste. Allerdings ist Tamirat Tola nicht der einzige Läufer, der in Budapest mit einem persönlichen Rekord von unter 2:04:00 ins Rennen gehen wird. Der Kenianer Timothy Kiplagat steigerte sich im April in Rotterdam, wo er nur knapp geschlagen den zweiten Platz belegte, auf 2:03:50 und gehört ebenso zu den WM-Favoriten.

Insgesamt zehn Athleten auf der Marathon-Meldeliste weisen Bestzeiten von unter 2:05:00 auf, neun weitere sind bereits unter 2:06:00 gelaufen. Damit ist der WM-Marathon in der Breite der Spitze sehr gut besetzt. Allerdings fehlen die derzeit schnellsten Marathonläufer der Welt. Dass sie sich lieber auf die schnellen und finanziell lukrativen Herbst-Rennen konzentrieren ist nichts neues.

Die Athleten aus Kenia und Äthiopien sind in Budapest die Favoriten, aber bei einem Meisterschaftsrennen in voraussichtlich hohen Temperaturen und natürlich ohne Tempomacher kann viel passieren. Zu beachten sind sicherlich zwei Läufer aus Uganda - Stephen Kissa ist mit 2:04:48 der nationale Rekordhalter, Victor Kiplangat gewann vor einem Jahr den Marathon bei den Commonwealth Games - und der Olympia-Zweite Abdi Nageeye (Niederlande).

In dem hochklassig besetzten Feld wird es für die deutschen Läufer schwierig, eine gute Position zu erreichen. Haftom Welday (Hamburger Laufladen), der sich vor einem Jahr in Berlin überraschend auf 2:09:06 Stunden verbessert hatte, ist gemessen an seiner Bestzeit der aussichtsreichste deutsche Starter in Budapest. Allerdings sind fast 50 Athleten auf der derzeitigen WM-Meldeliste schon schneller gelaufen als Haftom Welday und der Hamburger ist noch nie bei einem derartigen Meisterschaftsrennen gestartet.

Mehr Erfahrung mit Meisterschafts-Marathonläufen in hohen Temperaturen haben Tom Gröschel (TC Fiko Rostock/Bestzeit: 2:11:03) und Johannes Motschmann (SCC Berlin/2:11:30). Tom Gröschel war bei den Europameisterschaften in Berlin 2018 als bester Deutscher Elfter. Er startete vor einem Jahr auch bei der WM in Eugene und belegte dort Rang 43. Johannes Motschmann gehörte zum deutschen EM-Team, das in München vor einem Jahr die Silbermedaille gewann. In der Einzelwertung lief er auf Rang 16.

VCM News. Text: Jörg Wenig, AM / Race News Service